Im Altar ist der Wurm drin

Denkmalamt bittet um Spenden für die Dorfkirche Laubst

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.

Das Christentum spielt in Brandenburg bereits seit Jahrzehnten kaum noch eine Rolle. Trotzdem stehen hier etwa 2000 Kirchen als Erbe der Vergangenheit. Die evangelischen Kirche benötigt längst nicht mehr alle diese Gotteshäuser und ist mit ihrer Sanierung überfordert. Darum werden Zuwendungen benötigt.

Mit Spenden sollen jetzt Altäre, Orgeln und andere Kunstschätze restauriert werden. Dazu riefen gestern evangelische Kirche, Landesdenkmalamt, Förderkreis Alte Kirchen und Stiftung kirchliches Kulturerbe auf.

Zunächst werden 30 000 Euro für einen Altaraufsatz der Dorfkirche Laubst gebraucht. Der Holzwurm steckt drin und die Farbe ist lose oder schon ab, erläuterte Landeskonservator Thomas Drachenberg. Der Altar von 1608 gehört zu den schönsten Stücken dieser Art im Bundesland. Kunsthandwerker haben Kiefernholz derart geschnitzt und bemalt, dass es wie Marmor anmutet. Der Lausitzort Laubst war in der DDR schon dem Untergang geweiht. Er sollte dem Braunkohletagebau weichen. Erste Einwohner zogen weg und die Verbliebenen sahen keinen Sinn mehr darin, die Kirche noch zu sanieren. Das Haus wurde also vernachlässigt und verfiel. Mittlerweile musste die Turmhaube abgenommen werden, weil Einsturzgefahr bestand. Nun darf Laubst aber bleiben und das Denkmalamt hofft auf Spenden.

Von den rund 1600 Dorfkirchen im Land war zur Wendezeit die Hälfte extrem sanierungsbedürftig. Inzwischen sind es noch 20 bis 25 Prozent. Viel sei schon erreicht und darum sei es nun an der Zeit, sich den Innenausstattungen zuzuwenden, argumentierte Drachenberg.

»Dorfkirchen mit ihren Kunstwerken werden zu Recht als kulturhistorisches Erbe angesehen«, wirbt auch Kulturministerin Sabine Kunst (für SPD). »Sie sind Orte des Gebetes und des Gottesdienstes, aber auch für viele Bürger zugleich Bauwerke, die sie mit der Heimat verbinden, die lokale Identität darstellen«, sagte sie. Der Förderkreis Alte Kirchen erklärte, die in der Regel sehr kleinen Kirchengemeinden auf dem Lande seien mit der Erhaltung der Kunstschätze allein überfordert. »Das Erstaunliche und immer wieder Beglückende« sei, schwärmte Wolf-Dietrich Meyer-Rath vom Förderkreis, dass viele Menschen, die gar keine Christen seien, sich um die Kirche in ihrem Dorf kümmern, sich für die Geschichte interessieren, in Archive fahren und Dokumente kopieren sowie Spenden sammeln.

In vielen Dorfkirchen finden sonntags nur noch selten Gottesdienste statt, weil der Pfarrer 12 bis 15 Stellen hat, an denen er predigen müsste, was gleichzeitig unmöglich ist. Doch für Konsistorialpräsident Ulrich Seelemann geht es gleichwohl nicht nur um die Rettung von Kunstobjekten. Für ihn dienen Altäre und Taufengel immer noch »ihrem ursprünglichen Zweck«, den Glauben zu stärken.

Spenden an den Förderkreis Alte Kirchen, Kto. 5 199 767 005, BLZ: 10 090 000 (Berliner Volksbank), Stichwort: Altar Laubst

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