Strauss-Kahn bleibt im Visier der Justiz
Prozess wegen bandenmäßiger Zuhälterei droht
Ex-IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn muss in Frankreich weiter mit einem Prozess wegen »bandenmäßiger Zuhälterei« rechnen: Das Berufungsgericht von Douai in Nordfrankreich wies am Mittwoch eine Beschwerde des 63-Jährigen gegen das Verfahren zurück. Dabei geht es um Sex-Partys mit Prostituierten in Paris, Brüssel und Washington, an denen neben Strauss-Kahn auch ranghohe Polizisten und Geschäftsmänner teilgenommen hatten.
Strauss-Kahn will nun Beschwerde beim französischen Kassationsgerichtshof gegen das Ermittlungsverfahren einlegen, das er für null und nichtig erklären lassen will, wie seine Anwälte mitteilten. Der Ex-Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) bestreitet nicht, an den freizügigen Partys in Luxushotels 2009, 2010 und 2011 teilgenommen zu haben. Er will aber nicht gewusst haben, dass es sich bei den Frauen um Prostituierte handelte.
Das Ermittlungsverfahren wegen Vorwurfs der »bandenmäßigen Zuhälterei« in der Affäre um einen Callgirlring im nordfranzösischen Lille läuft gegen Strauss-Kahn seit März. Sollte er angeklagt werden, dann drohen ihm bis zu 20 Jahre Haft. DSK, wie Strauss-Kahn in Frankreich genannt wird, wurde wegen der Vorwürfe im Februar zwei Tage lang im Polizeigewahrsam verhört. Es besteht der Verdacht, dass er die Sex-Partys selbst mitorganisiert hat.
Die Callgirl-Affäre war im Herbst 2011 bekannt geworden, erst Monate nach Strauss-Kahns Rücktritt als IWF-Chef wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung eines Zimmermädchens in New York. Das Strafverfahren dort wurde im August 2011 wegen Zweifeln an der Glaubwürdigkeit der Frau eingestellt. Bei der Zivilklage kam es letzte Woche zu einer außergerichtlichen Einigung. Strauss-Kahn zahlt dem Zimmermädchen eine hohe Summe.
Mit seiner Beschwerde gegen das Verfahren um den Callgirl-Ring will DSK nun auch das letzte Kapitel in der Reihe von Justizverfahren in den USA und Frankreich wegen Sexvorwürfen gegen ihn ad acta legen. Ein Verfahren in Frankreich wegen des Vorwurfs der versuchten Vergewaltigung einer Journalistin war im Oktober 2011 eingestellt worden - mit dem Hinweis der Staatsanwaltschaft Paris, dass die »sexuelle Aggression« verjährt sei.
Strauss-Kahn galt lange als Hoffnungsträger der französischen Sozialisten und wollte bei der Präsidentschaftswahl im Mai 2012 ursprünglich gegen den damaligen konservativen Amtsinhaber Nicolas Sarkozy antreten. Nach den Vorwürfen in New York zerschlugen sich aber seine Hoffnungen; die Callgirlaffäre um das Hotel Carlton im nordfranzösischen Lille ruinierte seinen Ruf endgültig.
In Lille laufen Ermittlungsverfahren gegen neun Beschuldigte in der Callgirlaffäre, darunter Unternehmer und die einstige Nummer zwei der Polizei in Nordfrankreich, Jean-Christophe Lagarde. Die Sexpartys sollen von Geschäftsleuten bezahlt worden sein. AFP
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