Dem Moor eine Zukunft geben

Brandenburgs Umweltministerin im Gespräch

  • Lesedauer: 3 Min.
Die Brandenburger können ab sofort direkt den Erhalt von Mooren unterstützen und damit zugleich einen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten - durch den Kauf sogenannter Moorfutures. In Mecklenburg-Vorpommern etwa gibt es diese Möglichkeit bereits. Mit Brandenburgs Umweltministerin Anita Tack (LINKE) sprach Andreas Fritsche.

nd: Durch den Kauf eines sogenannter Moorfutures kann man jetzt in Brandenburg die Renaturierung von Mooren unterstützen. Ein Moorfuture, was ist das?
Tack: Moorfutures stehen für Investitionen im Klima- und Naturschutz. Mit Moorfutures haben Unternehmen und Privatpersonen die Möglichkeit, ihren ökologischen Fußabdruck zu verbessern. Mit dem Kauf eines Moorfutures wird ein Äquivalent für eine Tonne Kohlendioxid erworben. Mit dem Geld werden gezielt Moorschutzmaßnahmen finanziert, um Moore vor dem weiteren Verfall zu schützen.

Durch ein Moorfuture beobachten, wie meine Spende der Natur zugute kommt, wie funktioniert das? Welche Information zum Stand der Renaturierung würde ich wo erhalten?
Die Moorfuture-Projekte liegen in Brandenburg vor der Haustür. Der Erwerber eines Moorfutures kann konkret verfolgen und beobachten, wie sein Moor renaturiert wird. Damit ist das eigene persönliche Klimaschutzprojekt nicht mehr anonym und abstrakt. Die Projekte werden durch die Flächenagentur gesichert und entwickelt und von der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde wissenschaftlich begleitet. Informationen zum Entwicklungsstand wird es für Inhaber von Moorfutures durch einen Newsletter geben.

Was kostet so ein Moorfuture?
Die Kosten für ein Moorfuture sind abhängig von den bei der Moorrenaturierung entstehenden Kosten. Im Mittel werden 30 bis 70 Euro pro Tonne vermiedenem Kohlendioxid als Preis angesetzt.

Das Moorfuture-Projekt startete mit einem symbolischen Spatenstich an der Rehwiese bei Freienhagen. Was geschieht dort?
Das Projektgebiet der Rehwiese bei Freienhagen im Landkreis Oberhavel umfasst 9,7 Hektar. Durch die Wiedervernässung werden auf etwa 80 Prozent der Fläche wieder flurnahe Grundwasserstände erreicht. Über den Projektzeitraum von 50 Jahren können so insgesamt 6744 Tonnen Kohlenstoffdioxidäquivalente eingespart werden. Diese Moorfutures werden zu einem Preis von 67 Euro netto angeboten.

Wie viel Moor gibt es in Brandenburg noch?
Heute sind es noch 210 000 Hektar, die jedoch überwiegend durch Entwässerung geschädigt sind. Rund 75 Prozent davon werden landwirtschaftlich genutzt. Lediglich auf 2000 bis 3000 Hektar findet man heute noch wachsende Moore. In Brandenburg sind in den letzten Jahren knapp 3000 Hektar Fläche renaturiert worden.

Warum ist das Moor so wichtig? Wofür brauchen die Menschen das Moor?
Mit jedem Moor, das wir renaturieren, tragen wir aktiv zum Klimaschutz und zur Erhaltung der biologischen Vielfalt bei. Die Klimawirkung der Moore darf nicht unterschätzt werden. Intakte Moorböden fungieren als Kohlendioxidspeicher. Darüber hinaus dienen sie als Wasserspeicher, haben eine Filterfunktion für Nährstoffe und regulieren durch ihre Verdunstung das Kleinklima. Ohne intakte Moore sind die europäischen Biodiversitätsziele kaum zu erreichen. Moore gehören zu den am meisten gefährdeten natürlichen Lebensräumen der Erde. Sie sind einzigartige Lebensräume für besonders spezialisierte und damit auch seltene Tier- und Pflanzenarten.

Der Moorschutz steht ja sogar im Koalitionsvertrag von LINKE und SPD. Ist die Vereinbarung erfüllt?
Brandenburg gehört zu den mit Moorböden am meisten gesegneten Bundesländern. Aufgrund ihrer Nutzung sind die Moore geradezu exponiert für die öffentliche Diskussion um die Verantwortung der Gesellschaft für den Erhalt und den Schutz von Böden. Das Moorfutures-Projekt entbindet die Landesregierung nicht, eigene Anstrengungen zur Renaturierung von Mooren zu unternehmen. Gegenwärtig erarbeiten wir ein Programm zum Schutz und zur Nutzung der Moore. Dieses Programm soll uns nach seiner Verabschiedung Handlungsempfehlungen aufzeigen, wie in den nächsten Jahrzehnten Moore stabilisiert oder verbessert werden können.

Informationen im Internet unter: www.MoorFutures.de

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