»Da kannste nich meckern!«

Prominente wie Ex-Boxer Axel Schulz werben für ihre märkische Heimat

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 4 Min.

Mit höchstens 300 Zeichen sollten prominente Brandenburger für ihre Heimat werben. Die Potsdamer Staatskanzlei hatte sie darum gebeten, um die Antworten im Internet zu veröffentlichen. Einige kamen gerade so mit 300 Zeichen aus. Aber die Boxlegende Axel Schulz benötigte nur 31 Buchstaben: »Brandenburg - da kannste nich meckern!«

Er hat gegen den großen George Foreman im Ring gestanden, um die Weltmeisterschaft gekämpft, aber den Titel nie errungen. Axel Schulz musste viel einstecken. Aber er hat seinen Humor nicht verloren. So kommentiert er ironisch seinen kurzen Satz mit der Bemerkung, er habe früher »viel vorn Kopp« bekommen und da könne er sich nicht mehr merken. Geboren 1968 in Bad Saarow, wohnt Schulz heute in Frankfurt (Oder). Er hat es auch mal mit Amerika probiert. Das Wetter dort sei gut gewesen, aber die Stimmung habe ihm nicht gefallen, erinnert er sich. Darum ist Schulz nach Frankfurt (Oder) zurückgekommen. Dort fühlt er sich »sauwohl«, denkt gar nicht daran, noch einmal wegzuziehen.

Unter Brandenburger Köpfen stellt sich die Staatskanzlei Leute vor, »die jeder in Deutschland kennt, kennen könnte oder ob ihrer Lebensleistung kennen sollte und deren Lebenswege in Brandenburg begannen, endeten oder die märkische Geschichte über lang oder kurz querten«. Lebende sind darunter wie der Schriftsteller Sten Nadolny (»Die Entdeckung der Langsamkeit«), geboren 1941 in Zehdenick, oder Bernd Schröder, Trainer von Turbine Potsdam bereits seit 1971. Keiner in der Welt hat als Übungsleiter im Frauenfußball so viele Erfolge gefeiert wie er. Aber auch Tote werden aufgeführt, die Wissenschaftler Wilhelm von Humboldt und Hermann von Helmholtz beispielsweise. Es gibt auch Überraschungen. Dass der Schlagersänger Jürgen Drews (»Ein Bett im Kornfeld«) aus Nauen stammt, hätte auch Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) nicht gedacht.

Die Schauspielerin Anja Kling, 1970 in Potsdam zur Welt gekommen und dort aufgewachsen, kehrte der Heimat 1989 - wenige Tage vor dem Mauerfall - den Rücken. Sie flüchtete in den Westen. Doch die Frau, die mal Moderatorin eines Mädchenmagazins beim Jugendfernsehen »Elf 99« war, wohnt wieder in Brandenburg - in Wilhelmshorst bei Potsdam. Sie ist also auch eine Rückkehrerin, so wie Axel Schulz, so wie Alexander Knappe.

Wer ist Alexander Knappe? Sicherlich niemand, den man kennen müsste, aber immerhin einer, den man vielleicht kennen könnte. Er war im Fernsehen zu sehen, bei »X-Factor«, einer der vielen von deutschen Privatsendern importierten Castingshows. Gewonnen hat er nicht, ist vorzeitig ausgeschieden. Doch Knappe versucht weiter, in der Musik Karriere zu machen. Stolz saß er am Freitag in der Staatskanzlei neben Matthias Platzeck, neben Anja Kling und Axel Schulz, stolz, so berühmten Menschen so nah sein zu dürfen.

Knappe, Jahrgang 1985, wuchs in Cottbus auf, wollte Fußballprofi werden und spielte schon in der Jugend von Hertha BSC. Doch mit 18 Jahren machte ihm ein Kreuzbandriss einen Strich durch die Rechnung. Er fuhr heim nach Cottbus. Bei der Westberliner Fußballmannschaft war er einfach der »Ossi«. Seine Herkunft macht ihm jedoch nichts aus. Im Gegenteil. Mit warmen Worten berichtet er vom bescheidenen Leben früher, von dem Berg, an dem sie als Kinder im Winter Schlitten gefahren sind. »Ich bin stolz, ein Brandenburger zu sein«, betont Knappe. »Ich bin hier geboren, aufgewachsen und lebe hier. Musik verbindet Menschen und Generationen. Mit meinem Song ›Weil ich wieder zu Hause bin‹ möchte ich meinen Teil dazu beitragen.« Im Musikvideo taucht der Rodelberg auf und der Künstler läuft singend auch durch eine Straße mit schlichten Plattenbauten, steht im Stadion des FC Energie Cottbus - und dann der Refrain: »Weil ich wieder zu Hause bin.«

Es sei ein Lied für Heimkehrer nicht nur nach Cottbus, schwärmt Ministerpräsident Platzeck. Auch in der Uckermark hat der Politiker Eltern beobachtet, die beim Anhören des Songs feuchte Augen bekommen, weil sie an ihre weggezogenen Kinder denken, nach denen sie Sehnsucht haben.

Auch die Sehnsucht der Kinder nach der Heimat scheint vorhanden zu sein. 10 999 Klicks verzeichnete in den vergangenen neun Monaten das offizielle Rückkehrerportal des Landes Brandenburg im Internet. Besonderes Interesse fanden die rund 1000 Jobangebote von insgesamt 430 Firmen, erklärte Sozialminister Günter Baaske (SPD) am Freitag. Brandenburg hatte als letztes der ostdeutschen Länder Ende Oktober eine solches Portal freigeschaltet.

Die Internetseite mit den Köpfen kam am Freitag hinzu. Sie hat fast nichts gekostet: 100 Euro für Software und die eine oder andere Flasche Sekt, »damit die Gedanken sprudeln«, wie Regierungssprecher Thomas Braune erzählte.

koepfe.brandenburg.de, fachtkraefte-brandenburg.de

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