Westwall schützt Natur
Rheinland-Pfalz übernimmt Reste des militärischen Bollwerks Hitlerdeutschlands
Mainz/Bad Bergzabern (dpa/nd). Bunker, Wasserbecken und Panzersperren aus Stahlbeton: Einst auf Anordnung Adolf Hitlers entlang der Westgrenze des damaligen Deutschen Reiches gebaut, sollten die Sperranlagen - so die offizielle Version - gegen einen Angriff von Frankreich aus schützen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde vieles davon gesprengt, doch die Überreste sind nach wie vor vorhanden, auch in Rheinland-Pfalz.
Seit Jahren setzt sich das Land für den Erhalt der geschätzten rund 3000 Anlagen ein und hat sich nun mit dem Bund auf eine Vereinbarung verständigt. »Damit können wir sicherstellen, dass nichts mehr abgerissen wird«, sagte Finanz-Staatssekretär Salvatore Barbaro (SPD) der dpa.
Das Land übernimmt nun die sogenannte Verkehrssicherungspflicht und erhält dafür insgesamt 25 Millionen Euro vom bisherigen Eigentümer der Anlagen, dem Bund. Die Vereinbarung, die heute von Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) unterzeichnet wird, soll am 1. Oktober 2014 in Kraft treten.
Der insgesamt 630 Kilometer lange Westwall wurde mit großem Aufwand errichtet. Die Befestigungslinie erstreckte sich von Kleve am Niederrhein bis Weil am Rhein an der Schweizer Grenze. Von 1938 bis 1940 entstanden gut 17 000 Bunker plus Gräben, Stollen und Panzersperren.
Der Zustand der Überreste soll nun genau erforscht werden. Mit der Einigung geht nach Angaben des Finanz-Staatssekretärs eine seit 20 Jahren andauernde Auseinandersetzung um die Zukunft der Anlagen zu Ende. Zusammen mit Naturschutzverbänden und historischen Vereinen soll in den kommenden 21 Monaten ein Gesamtkonzept erarbeitet werden, das der historischen Bedeutung der Anlagen und ihrer Rolle als Biotop gerecht wird.
Das Land wird nach der Vereinbarung fünf Jahre lang je fünf Millionen Euro erhalten, erklärte Barbaro: »Das Geld wird sehr wahrscheinlich in einer Landesstiftung angelegt, aus deren Erlösen die Finanzierung erfolgt.« Das Land rechne mit etwa einer halben Million Euro pro Jahr. Integriert werden sollen in das Gesamtkonzept auch bereits vorhandene Projekte wie der »Grüne Wall im Westen« des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Der BUND stellt die Anlagen als Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten wie Wildkatzen und Fledermäuse in den Fokus. Auch das Westwall-Museum in Bad Bergzabern, wo die Vereinbarung heute unterzeichnet werden soll, ist als Teil des Konzepts vorgesehen.
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