Der griechische Patient

»Odysseus. Krieg. Entzug« im Theater unterm Dach zeigt einen traumatisierten Helden

Manch antikem Stoff ist selbst nach Jahrtausenden noch eine neue Lesart abzuringen. Das gelingt der Regisseurin Miriam Sachs gemeinsam mit dem Trauma-Spezialisten Hinderk Emrich bei ihrer Bearbeitung der Odyssee. Das zehnjährige Nicht-Nach-Hause-Kommen-Können des Schlaumeiers aus dem Troja-Feldzug wirkt dabei wie ein Aufschub, der dem Kriegstraumatisierten durch medizinisch kompetente Götter auferlegt wird. Der Aufenthalt bei den Lotophagen, dem die Inszenierung »Odysseus. Krieg. Entzug« ganz besonders viel Raum gibt, gerät dank des Genusses der rauscherzeugenden Lotospflanze vollends zu einer Art Sanatoriumsaufenthalt. Und der geht völlig konform mit der Vorbereitungsphase der modernen Traumabehandlung.

Das ist jedenfalls die verblüffende Erkenntnis, die Emrich während des Probenprozesses anfiel. Der Neurologe, der erste Erfahrungen mit traumatisierten Veteranen des Sechs-Tage-Krieges in Israel gesammelt hatte und es zuletzt u.a. ...


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