Almosen entscheiden

Die Landtagswahlen in Niedersachsen sind eine spannende Angelegenheit: Der Sieger steht noch nicht fest, für die Liberalen und ihren Parteichef geht es um die politische Existenz, und es wird ein Fingerzeig für die Bundestagswahl erwartet. Doch trotz der Bedeutung scheint das Wahlvolk bislang eher desinteressiert.

Der vergangene Samstagabend versprach spannend und unterhaltsam zu werden. Eine »Late Show« war angekündigt - eine Politrevue im Göttinger »Jungen Theater« zur Landtagswahl mit den örtlichen Landtagsabgeordneten. Die Flüchtlingspolitik sollte Thema sein: Gutscheine statt Bargeld für Asylbewerber, der Fall Gazale Salame, die hartherzige Abschiebepraxis des Landes. Dazu als Experte Kai Weber, der eloquente Geschäftsführer des Niedersächsischen Flüchtlingsrates, das Ganze garniert mit launigem Improvisationstheater. Würde es für kurz entschlossene Besucher überhaupt noch Karten geben? Doch dann statt langer Schlangen an der Kasse die Auskunft: Die Veranstaltung fällt aus mangels Nachfrage. Nur zwei Plätze waren im Vorverkauf gebucht worden.

Schon in den Tagen zuvor hatten die auf dem Göttinger Marktplatz aufgebauten Infostände der Parteien kaum Zulauf verzeichnet, die bunten Broschüren und Wahlprogramme fast keine Abnehmer gefunden. D...