Der Steuermann verlässt die Brücke

Jost de Jager legt Vorsitz der Nord-CDU nieder

  • Lesedauer: 2 Min.
Tiefschlag für die Nord-CDU: Landeschef Jost de Jager tritt zurück. Ein Nachfolger ist nicht absehbar - und demnächst sind Kommunalwahlen.

Kiel (dpa/nd). Der schleswig-holsteinische CDU-Landeschef Jost de Jager gibt sein Amt aus politischen und persönlichen Motiven auf. Das sagte der 47-Jährige am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Kiel. Er werde seinen Rücktritt an diesem Donnerstag vollziehen. »Ich scheide ohne Groll aus dem Amt.« Der zu diesem Zeitpunkt unerwartete Schritt bringt seine Partei gut vier Monate vor der Kommunalwahl in eine schwierige Lage. De Jager will sich völlig aus der Politik zurückziehen. Wer Nachfolger des erst seit Herbst 2011 amtierenden CDU-Politikers wird, ist noch nicht absehbar. Er soll am 16. März gewählt werden.

Der frühere Landeswirtschaftsminister stand seit dem 24. September 2011 an der Spitze der Nord-CDU und hatte die Partei im Mai vorigen Jahres in die Landtagswahl geführt. Sein Ziel, Ministerpräsident zu werden, verfehlte er, obwohl die CDU ganz knapp vor der SPD stärkste Partei wurde. De Jager persönlich schaffte es nicht in den Landtag, weil er kein Direktkandidat war und die Landesliste seiner Partei nicht zum Zuge kam. Seit Juni wird Schleswig-Holstein von einer Koalition aus SPD, Grünen und Südschleswigschem Wählerverband (SSW) regiert. Ende November wurde De Jager als CDU-Landesvorsitzender zwar wiedergewählt. Er bekam aber kaum 80 Prozent - zu wenig, um alle Führungsdebatten verstummen zu lassen.

In Kiel sprach CDU-Landtagsfraktionschef Johannes Callsen von einer überraschenden Entscheidung. Es habe dafür keine Anzeichen gegeben. »Wir sind jetzt ohne Frage in einer schwierigen Situation.« Zu den Beweggründen de Jagers für seinen Rückzug wollte Callsen nichts sagen. Auf die Frage nach einem möglichen Nachfolger meinte er: »Es ist jetzt nicht der Zeitpunkt, Personalspekulationen zu machen«.

Bereits im vergangenen August kursierten Rücktrittsgerüchte um de Jager. Er wies sie zurück, beharrte weiterhin auf seiner Führungsposition - und sicherte sich den Rückhalt des Vorstands. Aber seine Lage blieb brisant. Das wurde deutlich, als er sich im Herbst eine Direktkandidatur für die Bundestagswahl 2013 im Wahlkreis Schleswig-Flensburg sichern wollte. Es gibt Gerangel mit einer parteiinternen Konkurrentin, bei einer Urwahl setzte sich de Jager mit nur fünf Stimmen Vorsprung gegen die Rivalin durch.

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