Enke und Gorki Theater nähern sich an
(dpa). Im Streit um das Stück über den Suizid eines Torhüters haben sich Teresa Enke und das Maxim Gorki Theater angenähert. Der Rechtsanwalt der Witwe von Nationaltorwart Robert Enke begrüßte, dass das Theater den umstrittenen Mittelteil des Stücks »Demenz, Depression und Revolution« vorerst nicht mehr aufführen will. »Das war die einzig richtige Entscheidung«, sagte der Medienrechtsexperte Heiko Klatt am Mittwoch. In den kommenden Tagen werde er mit Teresa Enke das weitere Vorgehen besprechen.
Die 36-Jährige sieht in dem Schauspiel unter anderem ihre eigenen Persönlichkeitsrechte und die Rechte ihrer im Alter von zwei Jahren gestorbenen Tochter verletzt. Der Torwart von Hannover 96, Robert Enke, litt unter Depressionen und nahm sich im November 2009 in der Nähe von Hannover das Leben.
Am Dienstagabend hatte das Maxim Gorki Theater mit einer Stellungnahme darauf reagiert, dass Teresa Enke einen Anwalt eingeschaltet hatte. »Sollten durch unsere Aufführung die Gefühle von Frau Enke verletzt worden sein, bedauern wir dies außerordentlich«, heißt es auf der Homepage des traditionsreichen Hauses. Das Theater sei an einer einvernehmlichen Lösung interessiert. »Uns liegt nicht zwingend an einer gerichtlichen Auseinandersetzung«, sagte auch Enkes Anwalt Klatt. Er warte allerdings immer noch auf den Text und eine Aufzeichnung des Stückes zur Prüfung.
Das Stück des scheidenden Gorki-Intendanten Armin Petras - verfasst unter dem Pseudonym Fritz Kater - war am Samstag uraufgeführt worden. Petras führte auch Regie. Die Rechte von »Demenz, Depression und Revolution« liegen beim Berliner Henschel Schauspiel Theaterverlag, der in dem Stück keine Verletzungen von Persönlichkeitsrechten sieht.
Dagegen spricht Klatt von eindeutigen Persönlichkeitsrechtsverletzungen, weil die Familie des Torhüters im Stück identifizierbar sei. Die Witwe müsse es sich nicht gefallen lassen, dass ihre Tragödie auf der Bühne thematisiert werde, sagte er. Erst recht gelte dies für die zweijährige Tochter. Das Kind starb 2006 an einem Herzfehler.
Teresa Enke engagiert sich mit der Robert-Enke-Stiftung für Projekte gegen Depressionen und für herzkranke Kinder. Für diese Anliegen geht sie an die Öffentlichkeit, zugleich will sie verhindern, dass ihr Schicksal zum Beispiel in Spielfilmen vermarktet wird.
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!