Berliner Bank setzt Rotstift an
Gewerkschaft ver.di wehrt sich gegen Entlassungen und Schließungen von Filialen
Die Berliner Bank verkleinert sich weiter. Während das Bankhaus bei seiner Übernahme durch die Deutsche Bank 2006 noch 1100 Mitarbeiter zählte, werden von den verbliebenen 600 Stellen weitere 144 bis 2015 abgebaut. Auch die Zahl der Filialen wird von momentan 55 auf 38 sinken. Die Filialschließungen sollen spätestens bis Mitte 2014 abgeschlossen sein.
»Grundsätzlich betrifft dieser Prozess des Stellenabbaus die gesamte Deutsche Bank«, sagt Frank Wolf von der Gewerkschaft ver.di. Durch Verhandlungen konnten Betriebsrat und Gewerkschaft immerhin 55 Stellen retten, ursprünglich sollte die Mitarbeiterzahl um 199 reduziert werden. Auch der Umsetzungszeitraum konnte im ausgehandelten Sozialplan auf drei Jahre gestreckt werden. »Dadurch besteht die Chance, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen gibt und der Personalabbau sozialverträglich erfolgen kann«, sagt Wolf.
Dieser drastische Personalabbau kam für die Gewerkschaft überraschend. Noch im August hieß es, dass die Deutsche Bank in Berlin keine großen Einschnitte plane. Die Mitarbeiter empfanden die kurz vor Weihnachten angekündigten Pläne als »dramatisch«, berichtet Wolf. Die Ausdünnung des Filialnetzes werden Kunden vor allem im Berliner Westen spüren. Zum Teil liegen Zweigstellen dort nur wenige hundert Meter voneinander entfernt. Wie auch schon bei anderen Banken soll es weniger, dafür besser ausgestattete Filialen geben. Dadurch können nicht nur Mieten gespart werden, sondern auch Mitarbeiter, die in kleineren Niederlassungen häufig sehr ungleichmäßig ausgelastet sind. Ein größerer neuer Standort soll in Mitte dazukommen. Dort klafft momentan noch eine große Lücke im Netz.
Grundsätzliche Sorgen um die Weiterführung der Berliner Bank als Marke macht sich Frank Wolf nicht: »Dadurch können Kunden angesprochen werden, die vielleicht nicht zur Deutschen Bank gehen würden. Die Berliner Bank schöpft ihren Markennamen aus ihrer Gründung in West-Berlin.« Letztendlich handelt es sich bei dem Bankhaus nur noch um eine Niederlassung der Frankfurter Großbank mit gelbem statt blauem Logo. Praktisch alle zentralen Verwaltungsaufgaben werden zentralisiert im Mutterhaus erledigt.
Der hohe Personalrückgang der letzten Jahre bei der Berliner Bank ist auch mit solchen Umsetzungen innerhalb des Konzerns zu erklären. »Entlassungen gab es keine, aber teilweise sind die Mitarbeiter ihren Arbeitsstellen hinterhergezogen«, sagt Wolf. Große Veränderungen kommen dieses Jahr auch auf die Mitarbeiter der Landesbank Berlin zu. Die Muttergesellschaft der Berliner Sparkasse möchte sich von allen Aktivitäten jenseits des Sparkassengeschäfts trennen. Dazu gehören der Immobilienfinanzierer Berlin Hyp und das über die LBB Invest abgewickelte Kapitalmarktgeschäft. »Das wird uns dieses Jahr sicher noch beschäftigen«, sagt Wolf.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.