- In eigener Sache
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Das neue nd-Altarchiv
Angela Wichmann ist Leiterin der nd-Dokumentation
Liebe Leserinnen und Leser,
die Geschichte der Tageszeitung »Neues Deutschland« ist etwa 20 Meter lang, hat schwarze Leineneinbände und steht am Berliner Franz-Mehring-Platz im Redaktionsarchiv: 43 Jahre des einstigen »Zentralorgans der SED« in fast 300 großformatigen Folianten.
Vor gut sechs Jahren haben wir damit begonnen, uns ernsthaft mit der Digitalisierung des historischen ND-Archivs zu beschäftigen. Vor allem ältere Ausgaben waren von der langen Zeit im Keller gezeichnet. Der teils beklagenswerte Zustand war uns Anlass, im Interesse der eigenen Nutzung des Archivs, aber auch, weil wir an die Verantwortung glauben, diesen einzigartigen, historisch wertvollen Zeitungsbestand der Jahre 1946 bis 1990 für die Öffentlichkeit zu erhalten.
Und so machten sich hunderte Bände des früheren »Zentralorgan« im März 2007 auf eine ungewöhnliche Reise in den Taunus: Dort sitzt in Bad Homburg die Firma PrePress Systeme mit ihrem umtriebigen Geschäftsführer Siegfried Peis, der für die Bewahrung unserer papiernen Geschichte ein kongenialer Partner wurde. Mit innovativen Verfahren sind rund 150 000 Zeitungsseiten mit insgesamt knapp zwei Millionen Einzelartikeln gescannt und für die Texterkennung aufbereitet worden.
Das brauchte Zeit, kostete viel Geld - erlaubt uns aber heute, ein außerordentliches Zeitdokument zugänglich zu machen. Geholfen hat uns die Firma Warenform, die auf www.nd-archiv.de ein einfach zu nutzendes Internetportal entwickelte.
Dort sind ab 14. Januar vom ersten »Neuen Deutschland«, das am 23. April 1946 mit einem »Manifest an das deutsche Volk« erschien, bis zum letzten ND in der DDR alle Ausgaben nachzulesen. Am 2. Oktober 1990 formulierte der damalige Chefredakteur Rainer Oschmann in seinem Leitartikel übrigens ein paar Wünsche an die neue Zeit, zum Beispiel, dass es »allmorgendliche Pflichtübung für jedermann« werde: »Mindestens einmal Toleranz buchstabieren! In 40 DDR-Jahren haben wir vieles gelernt - Toleranz war nicht dabei.«
Ob Gründung der DDR oder Machtkampf in der SED, ob Prager Frühling oder Realismus-Debatte, ob Wohnungsbauprogramm oder Ernte-Schlagzeilen: das Archiv des historischen »Neuen Deutschland« ist eine Fundgrube erlebter Zeitgeschichte. Studentin oder Dozent, Journalist oder Historikerin, Politiker oder Aktivistin, Freizeitforscherin oder Archivar: Auf www.nd-archiv.de können sie einfach in der Vergangenheit stöbern, mal wieder »zwischen den Zeilen lesen« oder nachschlagen, was im »Zentralorgan der SED« an ihrem Geburtstag stand. Die Zeitungsseiten stehen als hoch aufgelöste PDF zum Download.
Die Nutzung des kompletten Altarchivs des »Neuen Deutschland« 1946 bis 1990 ist für nd-Abonnenten, ob Print oder Online, kostenlos. Für den Zugriff müssen Sie sich nur einmal registrieren. Wer bereits ein »mein nd«-Konto hat, kann sich mit seinen bekannten Zugangsdaten einloggen. Wer das »nd« nicht oder nur Teile abonniert hat, bekommt für nur 60 Euro im Jahr (ermäßigt 45 Euro) den freien Zugriff. Für Institutionen, Bibliotheken und Forschungseinrichtungen ermöglichen wir gegen Aufpreis einen Gruppenzugang.
Die bisherigen Angebote unseres Archivservice bleiben selbstverständlich erhalten. Für Fragen rund um das nd-Archiv stehen Ihnen meine Kollegin Ellen Sternkopf und ich gern zur Verfügung. Sie erreichen uns telefonisch unter (030) 2978-1695/-1696. Oder per e-mail über kontakt@nd-archiv.de und archiv@nd-online.de
Ihre Angela Wichmann
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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