Immer wieder gigantisch, immer wieder vergeigt

Brandenburg verpulverte schon häufiger Millionensummen mit Großprojekten

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.
Lausitzring, Cargolifter, Chipfabrik - viele Großprojekte wurden in Brandenburg vergeigt. Der Großflughafen reiht sich in diese Kette ein.

»Steige hoch, du roter Adler«, heißt es in Brandenburgs Hymne. Karikaturistin Barbara Henniger zeichnete einst ein am Boden liegendes Wappentier, dem Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) mit den Worten »Steige hoch, du blöder Adler!« vergeblich den Weg zum Himmel weist. Hochfliegende Pläne hegte die seit 1990 hier regierende SPD oft. Doch allzu oft landete sie auf dem harten Boden der Tatsachen. Großprojekte sollten als Leuchttürme ausstrahlen, entfalteten aber niemals Glanz.

Eine peinliche Pleite erlebte das Land mit dem ab 1999 gebauten Lausitzring, in den umgerechnet 150 Millionen Euro gesteckt worden sind, davon 123 Millionen Fördermittel. Herausgekommen sind am Ende schlappe 50 Jobs. Die Rennstrecke machte jahrelang Verluste und rutschte in die Insolvenz.

Für die Chipfabrik in Frankfurt (Oder) war 2002 kaum der Grundstein gelegt, da musste das Vorhaben auch schon beerdigt werden. Aus Arabien flossen nicht die ersehnten Milliarden. Stattdessen organisierte sich Wirtschaftsminister Wolfgang Fürniß (CDU) einen privaten Kredit von einem Scheich. Er musste gehen. Sonnenschein herrschte, als Solarmodulhersteller das Gelände für sich entdeckten. Doch die Branche geriet ins Trudeln. Die Firma Odersun stellte zum Jahreswechsel die Produktion ein.

Der Luftschiffbau blieb im Forschungsstadium stecken. Cargolifter baute in Brand die größte freitragende Halle der Welt, aber nie ein voll funktionstüchtiges Luftschiff. Zum Glück hatte sich der Staat nicht darauf eingelassen, noch mehr Geld in diese Idee zu pumpen. Damit die Halle aber nicht umsonst steht, spendierte das Land einem Konzern aus Malaysia Millionen, um das Freizeitparadies Tropical Islands einzurichten. Die künstliche Südsee startete mit enormen Verlusten, hat sich aber immerhin inzwischen aus den roten Zahlen herausgearbeitet. Das ist allerdings längst nicht alles: In Wünsdorf wollten aus Bonn nach Berlin beorderte Bundesbeamte nicht wohnen. Die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) ging an dieser und anderen Fehlinvestitionen 2001 pleite. Der Schaden belief sich auf 200 Millionen Euro.

Lange schien es so, als ließen sich erst Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) und dann sein Nachfolger Platzeck von den Misserfolgen nicht beirren. Immer neue Großprojekte wurden angeschoben. Zuletzt kehrte ein bisschen Realismus ein. 2007 beabsichtigte die Stadt Potsdam, ein hypermodernes Spaßbad nach Entwürfen des brasilianischen Stararchitekten Oscar Niemeyer zu errichten, obwohl es keinen Bedarf dafür gab. Doch hier zog das märkische Wirtschaftsministerium die Notbremse. Es verweigerte die erhofften Fördermittel. Zu der Zeit war der erste Spatenstich für den Großflughafen bereits gesetzt.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -