Mit Schere und Kamm in die Selbstständigkeit
Vietnamesische Frauenunion gibt jungen Unternehmerinnen eine berufliche Zukunft
Die reizvolle Landschaft und malerischen Dörfer ethnischer Minderheiten in den Bergen an der vietnamesisch-laotischen Grenze locken immer mehr Touristen an, die die Provinz Nghe An besuchen. Erst auf den zweiten Blick ist zu sehen, dass in diesem Landstrich - abseits der boomenden Wirtschaftszonen Vietnams - viele Menschen noch immer in Armut leben. In den Dörfern ist das Leben insbesondere für Frauen hart. Aber auch kleinstädtische Verwaltungszentren wie Kim Son bieten Frauen bisher nur wenige Entwicklungschancen. In Kim Son traf ich vor drei Jahren während einer Projektreise die damals 19-jährige Nguyen Thu Nguyet.
Die junge Frau hatte gerade eine von der Vietnamesischen Frauenunion organisierte Ausbildung zur Friseurin und Kosmetikerin begonnen. Sie war die Beste ihres Kurses. Bereits als Azubi sparte sich Nguyen Thu Nguyet eine kleine Kollektion Kosmetika sowie Schere, Kamm und andere Utensilien zusammen und probierte das Erlernte bei jeder Gelegenheit an Nachbarinnen und Freundinnen aus. Für sie stand fest: Sie würde einmal einen eigenen Salon einrichten.
Sie fand es gut, dass sie während der Ausbildung auch Grundwissen über Arbeitsrecht und Know-how für den Start in die Selbstständigkeit erwerben konnte. In den Genuss eines Kleinkredits für zukünftige Existenzgründerinnen kam sie damals nicht. Diese Komponente eines von SODI unterstützten Projekts zur Frauenförderung, das in der nd-Spendenaktion 2009 vorgestellt wurde, testete die Frauenunion zunächst in der Umgebung der Provinzhauptstadt Vinh.
2012 war ich als Urlauberin, die alte Bekannte treffen und die Schönheit des Landes genießen wollte, erneut in Kim Son. Die dortige Projektverantwortliche der Frauenunion Vi Thi Thu, Angehörige der Volksgruppe der Thai, hatte eine Überraschung parat. Sie führte mich zu einem kleinen Frisier- und Kosmetiksalon und stellte mir die Eigentümerin vor: Nguyen Thu Nguyet. Diese begrüßte uns lächelnd: »Sehen Sie selbst, die Ausbildung hat sich gelohnt.«
Sie hat, so erzählte sie ohne sich bei der Arbeit stören zu lassen, den Raum für ihren Salon gemietet. Ein Kauf wäre zu teuer gewesen. Für die Einrichtung hat die ganze Familie Erspartes zusammengelegt. Bei Abzug aller Kosten bleibt der jungen Frau genügend Geld zum Leben und sogar zum Sparen übrig. Der Verkauf von Hochzeitskleidern und Accessoires bringt zusätzliche Einkünfte und ihre Frisierkünste stehen vor allem bei Bräuten hoch im Kurs.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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