Die Rassenfrage ist eine Klassenfrage

Mike Nicol schreibt Krimis vor dem Hintergrund der Gewalt in Südafrika - ein Gespräch

Der 61-jährige südafrikanische Schriftsteller Mike Nicol ist Autor einer Krimi-Trilogie (»Payback«, »Killer Country«, »Black Heart«), in deren Zentrum das Rachemotiv steht. Im Interview mit Eric Breitinger spricht er über das Leben und Schreiben in einem Land, in dem der gewaltsame Zusammenprall der Kulturen zum Alltag gehört. Nicol, dessen Bücher auf Deutsch im Verlag btb erscheinen, wird am 25. und 26. Januar 2013 bei den »Afrikanischen Literaturtagen« in Frankfurt am Main auftreten.

nd: Ich habe in Südafrika vergeblich versucht, »Killer Country« zu kaufen. Warum haben es Buchhändler kaum vorrätig?
Mike Nicol: Ein Buch fliegt nach einem halben Jahr aus dem Sortiment, wenn es kein Bestseller ist. Südafrikanische Unterhaltungsliteratur hat es schwer. Die Autoren beschäftigten sich bis 1994 nur mit Politik. In den traditionellen schwarzen Gesellschaften gibt es keine Lesekultur. Als der ANC 1994 an die Macht kam, hat er das Bantu-Bildungssystem übernommen, das Schwarze viel schlechter ausbildet. Die schwarze Mittelschicht liebt Autos, Kühlschränke, teuren Whisky. Bücher kommen später.

Warum ist Rache das Hauptmotiv Ihrer Trilogie?
Rache ist ein Hauptthema in diesem Land. Kolonialismus und Apartheid haben die traditionelle schwarze Familie zerstört: Die Frauen kümmern sich meist allein um die Kinder. Auch fand bisher kein Transfer des Wohlstands statt. Es braucht nur einen Funken, damit sich die soziale Fr...


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