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Zukunft der Bienen in Händen der EU

Behörde: Pestizide schädlich für Honigsammler / Wirtschaft kontert und warnt vor Folgen

  • Kay Wagner, Brüssel
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hat drei Pflanzenschutzmittel als schädlich für Bienen eingestuft. Über ein Verbot muss die EU-Kommission entscheiden. Schon gibt's Druck aus der Wirtschaft.

Drei Pflanzenschutzmittel, die in der Landwirtschaft vor allem zum Schutz von Saatgut eingesetzt werden, können die Gesundheit von Bienen gefährden. Zu diesem Ergebnis sind Wissenschaftler der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gekommen. Die Forscher hatten im Auftrag der EU-Kommission die Auswirkungen der zur Klasse der Neonicotinoide gehörenden Pestizide Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam auf Bienen untersucht.

In der EFSA-Untersuchung ging es um die Langzeitwirkung auf die Bienen, die mit den chemischen Substanzen beim Nektar- und Pollensammeln in Berührung kommen: Welche chronischen Wirkungen haben die Pflanzenschutzmittel im Hinblick auf das Überleben und die Entwicklung von Bienenvölkern? Welche auf Bienenlarven und das Verhalten der einzelnen Biene? Die Behörde sieht Gefahren, weist aber auch darauf hin, dass das Bienensterben, das seit gut zehn Jahren weltweit beobachtet wird, viele unterschiedliche Gründe habe.

Die Konsequenzen der EFSA-Einschätzung hängen nun von der EU-Kommission ab. Sie könnte die Pflanzenschutzmittel verbieten, um die Bienen besser zu schützen. Ein Kommissionssprecher sagte in einer ersten Reaktion, dass die Schlussfolgerungen von EFSA »doch ziemlich deutlich und besorgniserregend« seien. Von dieser Woche an will die EU-Kommission mit den Mitgliedsländern beraten, was zu tun sei.

Bis dahin werden auch die Stellungnahmen der Hersteller der besagten Pflanzenschutzmittel vorliegen. Deren Vertreter machen aber schon jetzt Druck auf die Kommission. Am gleichen Tag, an dem EFSA ihre Schlussfolgerungen veröffentlichte, legte der Branchenverband der Agrarchemie ein eigenes Auftragswerk vor, das den Mehrwert der in der Kritik stehenden Saatgutschutzmittel für die europäische Wirtschaft zu belegen versucht. Ein Verbot der Saatgutbehandlung mit Pflanzenschutzmitteln würde die EU in fünf Jahren 17 Milliarden Euro und 50 000 Arbeitsplätze kosten, wird behauptet. Zusätzliche Ackerflächen außerhalb der EU würden benötigt, die Erträge von Mais, Zuckerrüben, Gerste und Winterweizen würden zwischen 20 und 40 Prozent zurückgehen.

Die Pestizidgegner hingegen sehen die EU-Kommission in der Pflicht, die drei Pflanzenschutzmittel zu verbieten. »Rein rechtlich hat die Kommission keine andere Wahl, denn die EU-Pestizid-Gesetze sagen eindeutig, dass durch die Verwendung der Pestizide die Gesundheit von Bienen nicht gefährdet werden darf«, sagt Martin Dermine vom Verein gegen Pflanzenschutzmittel PAN Europe.

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