Alarm des Körpers
Stress hat einen Sinn, aber er kann zur Qual werden
Stress ist eine Alarmreaktion des Körpers, wenn ihm außergewöhnliche Leistungen abverlangt werden. Der österreichisch-kanadische Stressforscher Hans Selye prägte 1936 den Begriff »Stress« dafür, was im Englischen für Druck, Belastung oder Spannung steht. Nicht nur Überforderung im Beruf oder Probleme in der Partnerschaft, auch andere »Stressoren« wie Hitze, Kälte, Lärm, Krankheit oder Verletzungen können Stress hervorrufen.
Der Körper reagiert laut Selye immer nach demselben Muster: Zunächst werden vermehrt Hormone wie Cortisol oder Adrenalin ausgeschüttet. Herzschlag und Blutdruck steigen. Ist der Stress von Dauer, drohen Erschöpfung und organische Erkrankungen wie Magengeschwüre, Bluthochdruck oder Herzinfarkt.
Stress muss aber nicht negativ sein. Psychologen unterscheiden zwischen dem aus Überforderung resultierenden und belastenden »Distress« und einer »Eustress« genannten, positiv erlebten Aktivierung des Organismus vor einer besonderen Herausforderung - wie zum Beispiel Lampenfieber.
Auch am Arbeitsplatz kann Stress »bei einem bewussten Umgang zu Sinnerfüllung, Zufriedenheit und Gesundheit führen. Das ist die Herausforderung, die der Mensch braucht, um zu wachsen«, sagt der Ärztliche Geschäftsführer der Oberbergkliniken, Götz Mundle. Wer aber mit Stress am Arbeitsplatz nicht richtig umgehen kann, kann sogar davon abhängig werden, warnen Experten. Deshalb müsse man seine eigenen Grenzen kennen, so Mundle.
Bedenklich werde es dann, wenn die Wahrnehmung von Stress verloren gehe, dann könne es zu süchtigen Strukturen kommen, sagt Mundle. Arbeit nehme in der heutigen Gesellschaft einen immer größeren Stellenwert ein - die Anforderungen stiegen, Multitasking nehme zu.
»Wer denkt, ich kann alle Arbeiten erledigen und für jeden alles machen, der läuft Gefahr, süchtig zu werden«, so Mundle. Die Arbeit werde dann Dreh- und Angelpunkt des Lebens; Beziehungen zu anderen Dingen, zu anderen Menschen und vor allem zu sich selbst verlören an Wert. »Der Mensch ist 16 Stunden am Tag nur noch Arbeit.« Eine solche Sucht könne selbst zu körperlichen Entzugserscheinungen führen.
Eine Möglichkeit, die Arbeitssucht zu bekämpfen, sei es, mit den Abhängigen zu üben, auch einmal innezuhalten. »Sie müssen lernen, Pausen zu machen. Durch Achtsamkeit und Meditation lernen sie, wieder in Kontakt mit sich selbst zu kommen und in sich hinein zu horchen«, meint Mundle. »Erst dann haben die Menschen wieder ihre fünf Sinne bei sich und sind in der Lage, bewusst zu entscheiden: Das kann und will ich meistern und das nicht.«
dpa/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.