Das Wissen kommt von den Sohlen

Wiedergelesen: »Vom Gehen im Eis« von Werner Herzog

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 4.5 Min.

Es gibt ja Menschen, die sich fortwährend aus dem Gleichmaß ihres Lebens lächeln. Der Schmerz ist ihnen nur ein Symptom von Krankheit, nicht aber eine sinnliche Erfahrung. Sie konservieren das Bewusstsein der Langeweile als Weisheit - sie wissen genau, was Tod ist: schon mit fünfzig so leben, wie man mit achtzig dann auch sterben wird.

Der da ist anders. Schönstes Bündel von Widersprüchen: ungeheuer zäh, und doch verletzlich; den Anstrengungen des Alltags nicht sonderlich gewachsen, und doch enorm leistungsfähig unter extremen Bedingungen. Werner Herzog, wie er im Buch »Vom Gehen im Eis« erscheint. Ein Leben »dicht am Atmen von dem, was man Gefahr heißt«. So steht es im Tagebuch einer Wanderung von München nach Paris vom 23. November bis 14. Dezember 1974. Der Filmregisseur Herzog hatte erfahren, dass die Filmhistorikerin und Freundin Lotte Eisner, Bekannte des frühen Brecht, Mitarbeiterin von Fritz Lang und Max Reinhardt, in ...


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