Gedenkstein in Ziegenhals eingeweiht

Erinnerung an illegale KPD-Tagung

  • Rainer Funke, Königs Wusterhausen
  • Lesedauer: 3 Min.
Seit gestern erinnert ein schlichter Gedenkstein in Ziegenhals an die illegale Tagung der KPD vor 80 Jahren. Er soll ein Zwischenschritt auf dem Weg sein, an diesem Ort eine neue Gedenkstätte zu errichten.

Ganz nahe dem zugefrorenen Krossinsee, gegenüber jenem Grundstück, auf dem einst das Sporthaus stand, wurde gestern ein schlichter Gedenkstein eingeweiht. Seine Inschrift lautet: »7. Februar 1933. Illegale Tagung der KPD im Sporthaus Ziegenhals unter der Leitung ihres Vorsitzenden Ernst Thälmann. Beginn des organisierten Widerstandes gegen die Naziherrschaft.« Dies war vor 80 Jahren. 20 Jahre später wurde die ehemalige Gedenkstätte eingeweiht.

Einige Hundert Bürger hatten sich auf dem verschneiten Areal eingefunden, um dem feierlichen Zeremoniell beizuwohnen - viele aus der Region und dem Bundesgebiet, aber auch Vertreter linker Parteien und Organisationen aus Griechenland, Österreich, Russland und Tschechien. Vera Dehle-Thälmann, Enkelin des früheren KPD-Chefs, enthüllte unter den Klängen des Kleinen Trompeters das Denkmal, das einzig aus Spenden finanziert worden war. Blumen und kleine Kränze wurden niedergelegt.

Aus Spenden finanziert

Bekanntlich war die Sammelaktion nötig, um das Grundstück gegenüber dem einstigen Thälmann-Museum zu kaufen. Hunderte spendeten, Unzählige halfen, hieß es. Ein Privatmann hatte die Sporthausimmobilie ersteigert und ließ sie abreißen. Nun ist hier nebenan ein Gedenkort entstanden. Weitere Spenden sollen dazu beitragen, das Gelände samt Denkmal zu pflegen und zu sichern. Die LINKE hat für die nächsten Jahre die Patenschaft übernommen. Unermüdlicher Akteur, der die vielen Ideen für die Schaffung des Gedenksteines ordnete und schließlich umsetzte, war ein Bündnis aus der örtlichen und der Landes-Linkspartei, der Lager-Arbeitsgemeinschaft Buchenwald, der VVN-BDA, dem Freundeskreis Thälmann-Gedenkstätte, Antifa-Gruppen der Region, aus dem Europäischen Friedensforum und weiteren linken Parteien und Organisationen. Wie es hieß, wollen sie ihre gemeinsame Arbeit fortsetzen - auch bei anderer Thematik.

Man wolle mit diesem Gedenkstein ein Zeichen setzen, dass sich Widerstand gegen Faschismus lohnt, sagte Leo Kuntz von der LAG Buchenwald. Sein Vater Albert hatte 1933 die KPD-Tagung mit organisiert. Alle 40 Teilnehmer wurden später von den Nazis verhaftet, kamen in Gefängnisse und Konzentrationslager - 18 hat man ermordet, auch den Vater. Leo Kuntz nannte sie alle Symbole des antifaschistischen Widerstands. Er drückte sein Befremden darüber aus, wie einfach es hierzulande gewesen sei, in den Besitz der Gedenkstätte zu gelangen, sie zu schänden und hernach abzureißen. »Deshalb übergebe ich diesen Gedenkstein dem Schutz der Öffentlichkeit«, sagte er unter dem Beifall der Anwesenden.

Kampf um Gedenkort

Man nehme nicht hin, wie in diesem Staate mit dem Antifaschismus umgegangen wird, sagte Nina Hager von der KPD. 23 Jahre habe man bisher um diesen Gedenkort in Ziegenhals gekämpft, meinte Max Renkl vom hiesigen Freundeskreis. Der Stein aus rotem Porphyr, der aus dem gleichen Steinbruch stammt wie einst das Baumaterial für die Gedenkstätte, sei nicht das Ende, sondern ein Zwischenschritt auf dem Weg, an genau diesem historischen und authentischen Ort eine neue Gedenkstätte zu errichten. Weitere Redner wiesen angesichts neonazistischer Bestrebungen auf die aktuelle Bedeutung des Gedenksteines hin, auch auf die Solidarität, die unter den Linken europaweit nötig sei.

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