Ende eines Visionärs
Joseph Ratzinger wollte die dogmatische Einheit und Reinheit der Kirche. Sein Scheitern könnte eine Chance sein.
Nachdem er sein »Gewissen vor Gott geprüft« hatte, kündigte Benedikt XVI. seinen Rücktritt als Papst an. Das Ende des Pontifikats ist damit in Sicht. Ein Ende der Krise in der römisch-katholischen Kirche nicht.
Sein oder Nichtsein? In wie vielen schlaflosen Nächten mag der alte Mann im Apostolischen Palast sich mit dieser Frage das Hirn drangsaliert, gequält, zerbrütet haben? Der einsame Mann, der bestenfalls über Hauspersonal verfügte, nie über eine Hausmacht. Der in den wirklich existenziellen Fragen dort keine Hilfe erwarten konnte, wofür zuletzt die Veröffentlichung von Papieren und Briefen aus seinem Schreibtisch trauriger Beleg war.
Nun also: Nichtsein. Ab 28. Februar, 20 Uhr, gibt es Papst Benedikt XVI. nicht mehr. Nur noch Joseph Ratzinger. Den Privatmann. Den Theologen. Den Gelehrten. Den Mann ohne Macht.
Am Ende des Pontifikats des Papstes, der für sich in Anspruch nahm, Glaube und Vernunft zusammenzuführen, steht eine vernünftige Entscheidung. Eine Entscheidung, die das Bild Ratzingers maßgeblich prägen wird.
Der Mann, dessen Weltbild und Ideologie aus früheren Jahrhunderten zu stammen scheinen, zeigt sich mit ...
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