36 Tote bei Massenpanik in Indien
Pilger an einem Bahnhof totgetrampelt
Bei einer Massenpanik beim weltgrößten religiösen Fest am »heiligen Fluss« Ganges in Nordindien sind mindestens 36 Menschen getötet worden. Dutzende weitere wurden verletzt, wie ein Sprecher der indischen Eisenbahn am Montag sagte. Die Massenpanik ereignete sich am Sonntagabend unter Hindu-Pilgern an einem Bahnhof der Stadt Allahabad nahe des Kumbh-Mela-Fests. Die Opfer wurden totgetrampelt.
Der Regionalregierung des Bundesstaates Uttar Pradesh zufolge gab das Geländer einer Fußgängerbrücke unter dem Druck der Menschen nach, die sich darauf niedergelassen hatten. Dem widersprach Eisenbahnminister Pawan Kumar Bansal, der zum Ort des Unglücks eilte. Er machte die riesigen Menschenmassen für die Katastrophe verantwortlich und verwies auf die laufenden Ermittlungen. Augenzeugen berichteten indes, die Polizei habe mit Schlagstöcken auf die Menge eingeknüppelt und Panik ausgelöst.
Andere kritisierten, bis zum Eintreffen der Rettungskräfte seien Stunden vergangen. Die Eltern eines elfjährigen Mädchens erklärten, ihr Kind könnte noch leben, wenn rechtzeitig Hilfe gekommen wäre. Sie hätten fast zwei Stunden auf die Rettungskräfte gewartet. »Unsere Tochter hatte noch einen Pulsschlag«, sagte Bedi Lal. »Wenn die Ärzte rechzeitig dagewesen wären, wäre sie gerettet worden, aber sie starb vor unseren Augen.«
Der Cheforganisator des Festes, Mohammed Azam Khan, trat am Montag zurück. Die Panik sei zwar »jenseits meiner Verantwortlichkeit«, er trete aber aus »moralischen Gründen« zurück.
Am »Fest des Kruges« nehmen alle zwölf Jahre Hindus aus der ganzen Welt teil. Allein am Sonntag hielten sich offiziellen Angaben zufolge über 30 Millionen Menschen in Allahabad auf, einer Stadt mit 1,2 Millionen Einwohnern. Ein kurzes Bad an bestimmten Stellen des Ganges und bei einer bestimmten Konstellation der Gestirne erlaubt nach der hinduistischen Glaubenslehre die Reinigung von allen Sünden und die Erlösung vom ewigen Kreislauf der Wiedergeburt. Für Sonntag hatten Astrologen errechnet, dass die Bedingungen besonders günstig und glückbringend seien. Das Fest begann am 14. Januar und dauert noch bis Anfang März.
Immer wieder kommt es bei religiösen Festen in Indien wegen der Vielzahl an Pilgern zu schweren Unfällen und Paniken mit Toten und Verletzten. 2008 waren rund 220 Menschen ums Leben gekommen, als vor einem Hindu-Tempel in der westlichen Stadt Jodhpur eine Massenpanik ausbrach. AFP
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