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Drohnen aus Wildau fliegen in Grauzone

  • Haiko Prengel, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.

Auf den ersten Blick sehen die Fluggeräte von Yorck Rackow aus wie Modellhubschrauber. »Helis« nennt der Diplom-Ingenieur sie verniedlichend und streichelt über ein schwarzes Rotorblatt. Doch seine Helikopter vom Typ »H19« oder »H40« sind kein Spielzeug. Rackow baut Drohnen. Die Wirtschaft setzt gerade große Hoffnungen in solche Fluggeräte - das Militär auch. Nicht zuletzt wegen des Missbrauchs für Kriege gelten Drohnen aber als Teufelszeug. Auch in Deutschland wachsen die Bedenken gegen die neue Technik. Vor kurzem wurde bekannt, dass die Bundesregierung bewaffnete Drohnen anschaffen will. Durch US-Drohnenangriffe im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet sollen bereits bis zu 3000 Menschen getötet worden sein.

Rackow ist Gründer der Firma »AiDrones« in Wildau. Das junge Unternehmen liefert in alle Welt. »Wir haben Kunden in Afrika, Asien, Südamerika«, sagt der 36-Jährige. Seine Helikopter können wie herkömmliche Hubschrauber in der Luft schweben und fast überall landen. Mit einer Kamera ausgerüstet fliegen sie große Landstriche ab und sammeln Geodaten. Sie eignen sich für Such- und Rettungseinsätze oder zur Grenzkontrolle. Die nächste Drohne der Marke »AiDrones« soll eine Ölpipeline in Nordeuropa überwachen. Wo genau die Pipeline liegt, will Rackow nicht sagen. Der Auftraggeber soll nicht in Schwierigkeiten kommen. Denn in der unbemannten Luftfahrt ist noch viel ungeklärt. Anwender bewegen sich oft im rechtlichen Graubereich. Der Markt könnte noch viel mehr boomen, wenn die juristischen Hürden den Durchbruch nicht bremsen würden.

Hersteller dringen daher darauf, die Luftverkehrsordnung zu reformieren. Es gebe einen »fruchtbaren Informationsaustausch« zwischen Industrie und Bundesverkehrsministerium, sagt Bernhard Freiherr von Bothmer vom Dachverband UAV, der die Interessen von 40 Herstellern unbemannter Luftfahrzeuge vertritt. Die Polizei in Niedersachsen testet Miniflieger aus Carbon schon länger bei Verkehrskontrollen und Demonstrationen. 2010 kam ein Gerät bei den Protesten der Atomkraftgegner in Gorleben zum Einsatz.

Aber auch das Militär probiert ständig neue Drohnen aus. Manche Spähgeräte sind kaum größer als ein Kugelschreiber, andere fliegen Kamikazeangriffe. Wie bei anderen Waffentechniken werde mit Drohnen zunächst viel Hoffnung auf sauberere Kriege verbunden, weiß Niklas Schörnig von der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung. »Aber diese Hoffnungen erweisen sich fast immer als falsch«, warnt er.

Die Firma »AiDrones« produziert nach eigenen Angaben nur zivile Flugobjekte. Eine Welt mit oder ohne Drohnen, diese Frage stelle sich im globalen Wettbewerb ohnehin nicht mehr, meint Geschäftsführer Rackow. Die Frage sei nur: »Sind wir dabei oder nicht?«

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