Versöhnungsgeste des tschechischen Regierungschefs

Necas bedauert Vertreibung von Deutschen nach 1945

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München (nd/Agenturen). In München stimmten Großbritannien, Frankreich und Italien 1938 der von Hitlerdeutschland geforderten Abtrennung des Sudetenlands von der Tschechoslowakei zu - ohne dass die Prager Regierung gefragt wurde. »Für die meisten Tschechen bleibt die Stadt München bis heute das Symbol dieser Zerschlagung«, sagte Tschechiens Ministerpräsident Petr Necas, der am Donnerstag als erster tschechischer Regierungschef im bayerischen Landtag sprach. Necas beschwor die »Schicksalsgemeinschaft« von Bayern und Böhmen, »die von Inspiration und Bereicherung, aber auch von Traumata und Vorurteilen geprägt« sei. Und er sagte: »Wir bedauern, dass durch die Vertreibung und zwangsweise Aussiedlung der Sudetendeutschen nach Kriegsende aus der ehemaligen Tschechoslowakei, die Enteignung und Ausbürgerung, unzähligen Menschen viel Leid und Unrecht angetan wurde.«

Als das 1997 in einer deutsch-tschechischen Erklärung stand, war es der Sudetendeutschen Landsmannschaft wie auch der CSU noch zu wenig. Diesmal lobte Bernd Posselt als Sprecher der Sudetendeutschen: »Aus einem kleinen Schritt ist ein sehr großer geworden.« Und Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) nannte es einen »Riesen-, Riesenschritt«. Necas hatte eingeräumt, dass die Vertreibung für niemanden ein Gewinn war. Die Grenzgebiete seien entwurzelt worden, »ihre Identität wurde zum Schaden der Tschechen und Deutschen gewaltsam geändert«. Zugleich bekräftigte er jedoch: »Die Eigentumsverhältnisse vor dem Krieg können nicht wiederhergestellt werden.«

Necas erhielt viel Beifall. Kritik traf dagegen Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU). Sie hatte bei der Begrüßung die deutschen Gräueltaten im Zweiten Weltkrieg erwähnt, aber nicht ausdrücklich bedauert. »Der Satz, der nötig gewesen wäre, der fehlte«, bemängelte die Grüne Margarete Bause.

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