Wieder Protest gegen Zwangsräumung
Mietaktivisten unterstützen von Rauswurf bedrohte 67-jährige Schwerbehinderte in Reinickendorf
Erneut droht in Berlin eine Zwangsräumung – und wieder soll es dagegen Proteste geben. In der kommenden Woche soll eine schwerbehinderte 67-Jährige im Bezirk Reinickendorf aus ihrer Wohnung wegen Mietschulden geworfen werden. »Die Frau ist zu einer unserer Demonstrationen gekommen und hat uns um Unterstützung gebeten«, sagt Sara Walther vom Bündnis »Zwangsräumung verhindern«. Rosemarie F. war durch Medienberichte auf den wachsenden Widerstand gegen Entmietungen aufmerksam geworden.
Das Bündnis hat nun für den kommenden Mittwoch, den 27. Februar, für 9 Uhr eine Kundgebung vor dem Haus von Rosemarie F. in der Aroser Allee 92 in Reinickendorf angemeldet. Motto der Kundgebung: »Lasst Rosemarie F. hier wohnen!« So viele Menschen wie in der vergangenen Woche bei einer Zwangsräumung in Kreuzberg dürften wahrscheinlich nicht noch einmal kommen, doch das Bündnis rechnet mit einer guten Unterstützung.
Rosemarie F., die vom Amt Grundsicherung bezieht, ist als politisch und konfessionell in der DDR Verfolgte anerkannt und seit einem Wirbelsäulenbruch schwerbehindert. Normalerweise werden die Mietzahlungen direkt vom Amt überwiesen. »Durch Eigentümerwechsel, Krankheit und Krankenhausaufenthalte ist die Miete nicht rechtzeitig gezahlt worden. Dies führte zu Kündigung und zum Räumungstitel«, so das Bündnis. Der Arzt von Rosemarie F. attestierte ihr unterdessen, dass »der Stress einer Wohnungsräumung der Patientin absolut nicht zumutbar« sei.
Aufgrund der fatalen Situation habe ein Dutzend Aktivisten gemeinsam mit Rosemarie F. am vergangenen Donnerstag den Sozialstadtrat des Bezirks Reinickendorf, Andreas Höhne (SPD), besucht. Höhne sagte eine Übernahme vergangener Mietschulden sowie der künftigen Miete zu. Dies wurde Rosemarie F. auch schriftlich bestätigt. Überdies hat F. einen Eilantrag auf Räumungsschutz vor dem Amtsgericht Wedding gestellt.
Die Mietaktivisten haben inzwischen nicht nur an Prominente appelliert, die schwerbehinderte Frau zu unterstützen, sondern auch die Eigentümerin der Wohnung von F. direkt angesprochen. Aufgrund eines langen Konfliktes mit F. lehnte die Vermieterin aber eine Rücknahme der Kündigung ab, erklärte das Bündnis, das nun die Räumung mit Protesten verhindern will. »Wir finden, dass es nicht zu rechtfertigen ist, eine schwerbehinderte 67-jährige Frau auf die Straße zu werfen«, sagt Sara Walther. Und: »Menschen, die Wohnungen besitzen, können mit den Mieterinnen und Mietern nicht umspringen, wie sie wollen.«
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