Bus und Bahn schneller teurer

Nächste Erhöhung schon im Juli geplant / Kabelbrand legte S-Bahn lahm

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 3 Min.
Fahrgäste werden zur Kasse gebeten.
Fahrgäste werden zur Kasse gebeten.

Für S-Bahn-Fahrgäste waren die vergangenen Tage wieder stressig: Seit Donnerstagabend sorgte ein Kabelbrand nahe Ostkreuz für Chaos. Zwischen Lichtenberg und Ostkreuz gab es bis gestern Nachmittag lediglich Pendelverkehr, die Stadtbahnlinien fuhren nur eingeschränkt.

Zudem wurde gestern bekannt, dass die Nahverkehrsbetriebe in Berlin und Brandenburg ab Juli die Ticketpreise drastisch erhöhen wollen. Dabei liegt die letzte Erhöhung nicht mal ein Jahr zurück. Zum 1. August 2012 stiegen die Preise um durchschnittlich 2,8 Prozent. Ein solcher Anstieg ist auch diesmal eingeplant, womit er deutlich über der Inflationsrate liegen dürfte. Einzelfahrscheine sollen sich sogar um mehr als acht Prozent verteuern, im AB-Bereich von 2,40 auf 2,60 Euro. Etwas geringer könnte der Anstieg bei der Vier-Fahrten-Karte ausfallen, die statt 8,40 künftig 8,80 Euro (plus 4,8 Prozent) kosten soll. Der Preis für die Tageskarte AB soll von 6,50 auf 6,70 Euro steigen.

Stammkunden sollen vergleichsweise geschont werden. So könnte die Monatskarte AB sich um einen auf 78 Euro verteuern (plus 1,3 Prozent), die Monatskarte ABC um zwei auf 97 Euro (plus 2,1). AB-Jahreskarten mit monatlicher Abbuchung würden 722 statt 710 Euro (plus 1,7) kosten, mit jährlicher Abbuchung 690 statt 680 Euro (plus 1,5). Auch Schüler müssten künftig mehr zahlen, ihr Ticket im AB Bereich soll 28,50 Euro kosten, 50 Cent mehr als bisher. Für das Geschwisterticket müssten mit 17,30 Euro 0,30 draufgezahlt werden. Für das Seniorenticket würden bei jährlicher Abbuchung 571 Euro fällig, zwölf mehr als bisher.

Beschlossen sind die neuen Preise noch nicht. Darüber entscheidet der Aufsichtsrat des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg, in dem u.a. der Senat und die Brandenburger Landesregierung vertreten sind, voraussichtlich im März. Besonders BVG und S-Bahn dringen auf die neuen Tarife, um gestiegene Energie- und Personalkosten auszugleichen. Der Senat steht dem verständnisvoll gegenüber. Verkehrssenator Michael Müller hatte bereits vor einem Jahr angeregt, die Preise jährlich steigen zu lassen, gekoppelt etwa an die Preissteigerungsrate.

Der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Stefan Gelbhaar, nannte die angekündigten Fahrpreiserhöhungen angesichts der S-Bahn-Krise und der kurzen Frist »dreist«, der Vizechef des Fahrgastverbandes Igeb, Jens Wieseke, »mehr als ärgerlich«. Die S-Bahn sei noch nicht in dem Zustand, der Fahrpreiserhöhungen rechtfertigen würde, und bei der BVG seien die Einsparpotenziale wie Beschleunigung von Bus und Straßenbahn nicht ausgereizt.

Der reguläre S-Bahn-Verkehr zwischen Ostkreuz und Lichtenberg konnte gestern um 14.40 Uhr wieder aufgenommen werden. Die Ursachen des Brandes an einer Kabelbrücke waren weiterhin unklar. Er war Donnerstag gegen 17.30 Uhr entdeckt worden und konnte wenig später von der Feuerwehr gelöscht werden. Wegen der beschädigten Kabel funktionierten in dem Bereich weder Weichen noch Signale, der Zugverkehr musste weitgehend unterbrochen werden. Das Landeskriminalamt hat die Ermittlungen übernommen. Die Polizei konnte gestern weder einen technischen Defekt oder eine Brandstiftung ausschließen. Vor knapp zwei Jahren gab es schon einmal einen Anschlag auf eine Kabelbrücke am Ostkreuz. Damals tauchte allerdings ein Bekennerschreiben auf.

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