In Sofia liegen die Nerven blank
Empörte Bulgaren setzen trotz Rücktritts der Regierung die Massenproteste fort
Bulgariens Regierung trat auf Druck der Straße zurück. Doch die Forderungen der Demonstranten greifen inzwischen das Machtsystem an.
Aleksandar Duntschew ist wieder auf die Straße gegangen. Es ist der 15. Tag in Folge. Grauer, kalter Nebel zog vergangenes Wochenende über die bulgarische Hauptstadt. »Ein Wetter zum Teetrinken und Dösen in der warmen Wohnung«, wie der junge Aktivist sagt. Doch in Sofia liegen die Nerven blank. Nach dem Rücktritt der Regierung gehen die heftigen Proteste weiter. »Eine warme Wohnung ist für viele unbezahlbar geworden, und das im buchstäblichen, arithmetischen Sinne. Wir haben von Monopolen und Korruption die Nase voll«, empört sich Duntschew, der sich seit Langem für Umweltschutz und gegen umstrittene Bauprojekte engagiert und sich der neuen, breiteren Bewegung angeschlossen hat.
Unmittelbarer Grund für die Unruhen, die zum Rücktritt der Regierung geführt haben, waren die hohen Stromrechnungen, die weite Teile der Bevölkerung nicht mehr begleichen können. Die Energieversorgung in Bulgarien erfolgt durch nur drei Unternehmen, di...
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