Der Preis des Verrats
Tschaikowskis »Mazeppa« an der Komischen Oper Berlin
Was ist das für ein Raum, der da monumental und düster von der offenen Bühne herabgähnt - ein heruntergekommener spätsozialistischer Kulturhaussaal, das riesige Foyer eines früheren Hotels, ein mit hellgrüner Wandfarbe aufgehübschtes Waffenlager? Was immer Jan Verseweyveld gebaut hat; die in diesem Bunker erstarrte Hoffnungslosigkeit fasst das ganze Stück: »Mazeppa« von Peter Tschaikowski.
Sofern es in Russland oder in den Randstaaten des ehemaligen Imperiums spielt, ist wohl jedes Historiendrama ein Gegenwartsstück - kein Gleichnis, sondern aktuelles Geschehen. Dass man dies nur gleich begreift, fließen Videobilder über die rottigen Wände: zur Ouvertüre eine Berglandschaft, Detonationen, zerstörte Häuser, brennende Erdölfontänen, Umweltkatastrophe. Die obligate Ballettmusik begleitet getanzte Männerfröhlichkeit in Kasernen, später sieht man Folterer und Gefolterte. Wie gut sich die Musik des feinen Melancholikers Tschaikowski...
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