Provisorium mit Charme

Die Kaisen-Häuser, einst als Notquartier gedacht, werden in Bremen immer wieder zum Streitthema

  • Alice Bachmann, Bremen
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Bremen schwer zerstört. Wegen des großen Wohnungsmangels erlaubte Bürgermeister Wilhelm Kaisen 1945 das Wohnen in Kleingartenanlagen. Doch mittlerweile sind viele der Kaisen-Häuser in bedenklichem Zustand, das Problem beschäftigt auch die Landespolitik.

Schrebergärten, Parzellen, Kleingärten - egal, wie die Gebiete genannt werden, sie polarisieren. Den einen sind sie Hort der Spießigkeit. Den anderen bedeuten sie die kleine Freiheit um die Ecke. Wieder andere sehen sie als Quelle für günstige Lebensmittel. Und dann sind da noch Investoren, die mit hungrigem Blick auf die stadtnah bis zentral gelegenen Garten-Kolonien schauen und sie als Baugrund für exklusive Wohnlagen, Gewerbegebiete oder Wochenendhäuser nutzen möchten.

Im kleinen Bundesland Bremen ist die Parzellen-Problematik noch komplizierter. Denn hier gibt es mit den so genannten Kaisen-Bewohnern eine Interessengruppe mehr. Die entstand 1945, als Bremens erster Nachkriegs-Bürgermeister, der SPD-Politiker Wilhelm Kaisen, per Erlass das Wohnen in Kleingartenanlagen erlaubte. Schließlich herrschte Wohnungsnot. Der Erlass wurde bereits drei Jahre später aufgehoben; wer aber bis dahin eingezogen war, durfte bleiben.

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