Neues Gesicht, alte Hüte
Bildungsrauschen
Johanna Wanka heißt die neue Bundesbildungsministerin und die Nachfolgerin von Annette Schavan knüpft uninspiriert an ihre Vorgängerin an. Das Kooperationsverbot soll für Hochschulen gelockert, die »qualitätsoffensive Lehrerbildung« in Angriff genommen und die Übergänge zwischen akademischer und beruflicher Bildung verbessert werden. Beim Hochschulpakt sollen die Länder mehr ausgeben, eine Bafög-Erhöhung ist nicht jedoch geplant. Studiengebühren findet Wanka richtig, aber »zur Zeit nicht umsetzbar«. Ob damit Ruhe in das Bildungsressort einkehrt, ist fraglich. Am Tag nach ihrer Nominierung beschloss als letztes Bundesland auch Bayern die Studiengebühren abzuschaffen.
Letzteres findet Peter auf www.br.de (bit.ly/V0YSMn) »toll! Im Kern war es eine Gebühr, die dem Nachwuchs der Vermögenden den zukünftigen Zugang zu den ›Fleischtöpfen‹ sichern sollte, durch Ausgrenzung von weniger gut situierten Kindern. Ich bin hier vor allen Dingen Nicole Gohlke und allen anderen Mitstreitern von den Linken in Bayern dankbar! Hier wurde sich unerbittlich richtig stark gegen Studiengebühren eingesetzt - mit Erfolg! Herzlichen Dank!«
Zuvor hatte www.zeit.de (bit.ly/XOhHjt) Ideen der Studierenden zusammengetragen. Stellvertretend für viele wünschte sich Richard Brand, Student der Soziologie und Geografie, »ein selbstbestimmtes, freies Studium für alle! Das heißt ohne Studiengebühren, ohne Anwesenheitspflichten sowie ohne Leistungs- und Zeitdruck. Ein Studium muss nicht immer praktisch sein. Studieren heißt auch mal, unpraktische Fragen zu stellen - ja, die Dinge zu hinterfragen.« Auch die Studentin für Internationale Studien/Friedens- und Konfliktforschung, Sara Nanni, meinte: »Die Universitäten und Hochschulen sind chronisch unterfinanziert. Auch Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen fehlt es an den nötigen Mitteln, um ihren Erziehungs- und Lehrauftrag zu erfüllen. Der Bund - und damit Sie, Frau Wanka -, ist hier, trotz Bildungsmonopol der Länder, ordnungspolitisch gefragt. Nicht zuletzt um die Forschungsfreiheit in Deutschland langfristig zu erhalten und Bildungsgerechtigkeit möglich zu machen. Dazu gehört die Einsicht, dass Bafög und Stipendien de facto nicht gerecht gestaltbar sind. Deswegen muss das Studium für alle vom Staat vollständig finanziert werden, elternunabhängig und niedrigschwellig. Das wäre echte Chancengleichheit. Wenn Sie nun sagen, dass dafür kein Geld da ist, sage ich Ihnen: Es ist eine Frage der Prioritäten. Investitionen in die Bildung junger Menschen sind sowohl ökonomisch als auch gesellschaftlich nachhaltiger als so manche alte oder neue Idee der deutschen Regierung.«
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.