Schlösser in Not
In Brandenburg sind viele kulturell wertvolle Herrensitze vom Verfall bedroht - es fehlt an Geld
Zossen (dpa/nd). Viele der rund 500 Schlösser und Herrenhäuser in Brandenburg sind laut Landesamt für Denkmalpflege in ihrer Existenz bedroht. »Es gibt zahlreiche leerstehende Gutshäuser, die mehr und mehr verfallen«, sagte der stellvertretende Direktor des Landesamts für Denkmalpflege, Thomas Drachenberg, in einem dpa-Gespräch. Gefährdet seien vor allem Gebäude in den abgelegenen Gebieten des Landes.
»Die Gutshäuser müssen gesichert werden, um sie aus dem Verfallsprozess herauszuholen«, forderte Drachenberg. »Aber das kostet Geld, viele Millionen.« Er betonte, wie wichtig es sei, kontinuierlich Finanzmittel zu bekommen. »Die Schlösser und Herrenhäuser sind ein wichtiger Teil der Kulturlandschaft in Brandenburg. Aber in keinem anderen Bundesland wird so wenig für die reine Substanzerhaltung investiert wie hier«, meinte der Landeskonservator. Daher seien die ersten Überlegungen zwischen Parlament und Landesregierung zur Gründung einer Denkmalstiftung sehr wertvoll.
Wegen ihres schlechten Zustands wurden in den vergangenen Jahren fünf märkische Herrenhäuser in der Mark abgerissen oder es gab eine Abrisserlaubnis: in Gulben (Spree-Neiße), Niemtsch (Oberspreewald-Lausitz) sowie in Göritz und Wolletz (beide Uckermark). Zudem musste - trotz Widerstands vieler Bürger - das Gutshaus in Heinersdorf bei Schwedt weichen.
Bedenklich ist der Zustand laut Drachenberg aber auch beim Brauhaus des Zisterzienserklosters in Himmelpfort (Ostprignitz-Ruppin), den Gutshäusern in Raakow (Spee-Neiße) und Baruth (Teltow-Fläming), beim Schloss in Plaue (Brandenburg/Havel) oder beim Lehnsmühlschlößchen in Groß Jehser (Elbe-Elster).
»Die Aufzählung ließe sich fortsetzen«, sagte Drachenberg. Eines der Hauptprobleme bei der Vermittlung leerstehender Gutshäuser seien die oft hohen Sanierungskosten. »Oft scheitert es aber auch an Grundstücksfragen«, meinte der Denkmalschützer. Denn nach der turbulenten Geschichte vieler Herrenhäuser und ihrer Besitzer - Krieg, Enteignung, Privatisierung nach der Wende - sei das Land bei etlichen Häusern heute nicht mehr inklusive. »Und ohne Land sind die Immobilien einfach nicht mehr so attraktiv.«
Aber es gebe auch positive Beispiele. »Besonders vorbildhaft und spektakulär war die Rettung der Schlossruine in Dahme (Teltow-Fläming)«, sagte Drachenberg. Die in den frühen DDR-Zeiten durch einen unterbrochenen Umbau entstandene Ruine sollte eigentlich zugunsten eines Klinikbaus abgerissen werden. »Das Gebäude wurde schon als Schandfleck empfunden. Aber unter hohem Engagement der Amtsverwaltung und der Denkmalpflege konnte es so gesichert werden, dass der Verfall gestoppt wurde.«
So entstand durch den Einbau einer Decke ein Saal, der im Sommer für Feste und Theateraufführungen genutzt wird. Die Kosten für die Kommune seien etwa durch den Verzicht auf eine Heizung überschaubar, ergänzte Drachenberg. »Das große Schloss sächsischer Provenienz ist somit immerhin als Ruine erhalten und findet auch mental spürbar in den Mittelpunkt der Bürgerschaft zurück.«
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