Gekränkte Gesichter
Was vom Bürger übrig blieb
Klagen über das Verschwinden der Bürgerlichkeit - bürgerlicher Tugenden, bürgerlicher Werte, ja der bürgerlichen Mittelklasse überhaupt - sind häufig zu hören. Manches mag Bestsellergetöse sein, rasch aufbrandend und verebbend, doch darunter ist ein anschwellendes Raunen vernehmbar. Für eine funktionierende Zivilgesellschaft, so tönt es immer wieder, sei eine gute soziale Mischung notwendig, im Züchterdialekt: gesunde Durchmischung. Entschwänden der Bürger und seine Art, so würde allerlei Unbill auch denen drohen, die es ihrerseits nie zur Bürgerlichkeit bringen könnten.
In solchen Heilshoffnungen wirkt das Verhältnis zu Bürger und Bürgerlichkeit erstaunlich positiv, ja geradezu arglos. Selbst bei der intellektuellen Linken, der stets wachsamen und argwöhnischen, findet man dergleichen. Dort hält sich hartnäckig die Unterscheidung von egoistischem Bourgeois und sozialverträglichem Citoyen, wobei letzterer den eigentlichen, ers...
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