Griechisches Zentrum soll schließen

Hellenische Gemeinde steht nach zwei Jahrzehnten vor Rausschmiss

  • Harald Neuber
  • Lesedauer: 3 Min.

Gerade einmal zwei Zeilen waren der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen die Kündigung an die Griechische Gemeinde wert. Das Projekt, so hieß es in dem Schreiben vom 25. Januar, werde nur noch bis Ende März gefördert. Geht es nach dem Willen der verantwortlichen Senatorin Dilek Kolat (SPD), sitzen 14 griechische Vereine und Organisationen in wenigen Wochen auf der Straße. Ohne persönliches Gespräch und ohne Begründung. Und das nach gut zwei Jahrzehnten Förderung.

Doch die Betroffenen setzen sich nun zur Wehr. Mit einer Unterschriftensammlung im Internet wollen sie für den Erhalt der Vereinsräume in der Steglitzer Mittelstraße kämpfen. Die Hellenische Gemeinde zu Berlin, wie der Trägerverein heißt, ist ein Anlaufpunkt für tausende griechischstämmige Berliner. Viele von ihnen leben inzwischen in vier Generationen in der Stadt. Es sei ein Selbsthilfeprojekt, hieß es am späten Donnerstagnachmittag auf einer Pressekonferenz, außerdem werde Arbeit weitgehend ehrenamtlich geleistet.

Natürlich aber kostet ein solches Kulturzentrum auch Geld. Mit 40 000 Euro hat der Senat das Zentrum jährlich unterstützt. Wie in solchen Fällen üblich, trugen die beteiligten Vereine die Hälfte der Fördersumme zusätzlich bei. Mit der Gesamtsumme konnten die Grundkosten und eine halbe Stelle gedeckt werden. So konnte ein umfassendes Angebot für die griechischen Migranten geboten werden: Kulturelle Arbeit, Beistand für junge Arbeitsimmigranten und Demokratieprojekte wie die Koordinierung von Aktionen gegen die neofaschistische Partei »Chryssi Avgi«, die jüngst um Einfluss unter Griechen in Deutschland buhlt.

Offensichtlich gib es seit längerem Kommunikationsprobleme zwischen Gemeinde und Senat. Auf mehrfache Nachfrage erst habe die Berliner Integrationsbeauftragte Monika Lüke eine Mängelliste vorgelegt. Die Leitung des Kulturzentrums habe sich nicht an einem »Qualitätsdialog« aller Integrationseinrichtungen beteiligt und es gebe Abrechnungsprobleme, hieß es. Vor allem aber sei in den Räumen wiederholt geraucht worden. Diese Begründung regt die Betroffenen besonders auf.
»Wenn in den Räumen geraucht wird, dann kann man dagegen Sanktionen erlassen«, sagte eine Aktivistin. Dass nun 14 Vereine bestraft werden sollen, die teilweise Jahrzehnte für Integration und die Förderung der griechischen Kultur tätig sind, versteht in der »Koinotita«, wie die Gemeinde auf griechisch heißt, niemand. »Wir haben öfter versucht, mit Senatorin Kolat in Kontakt zu treten, leider aber ohne Erfolg«, betonte der Vorsitzende der Hellenischen Gemeinde, Kiriakos Fotiadis, gegenüber »nd«. Dabei wird das Zentrum wegen der Finanzkrise dringenden benötigt: Denn zurzeit kämen zunehmend junge Immigranten, sagt Fotiadis. »Wir helfen ihnen und versuchen ihnen, in der neuen Umgebung beizustehen.«

Unterstützung für die Griechen kommt unterdessen von den Grünen und der Linkspartei. Susanna Kahlefeld (Grüne) forderte im Abgeordnetenhaus eine Erklärung für die plötzliche Streichung der Gelder. Der Abgeordnete Hakan Taş (LINKE) bezeichnete die Kürzungen als »inakzeptabel«. Griechischstämmige Berliner seien seit Jahren fest in der Stadt verankert und hätten viel zur Entwicklung beigetragen. Bestehende Probleme müssten durch direkte Gespräche geklärt werden, sagte Taş.

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