In der Parallelwelt

Ein Barfuß-Guru, ein junger Alkoholiker, ein Schufa-Fall - Besuch in einem Dresdener Nachtcafé

  • Jörg Schurig, dpa
  • Lesedauer: ca. 5.5 Min.

Sie leben mitten unter uns und sind doch an den Rand gedrängt. Mit dem Winter endet bald die schwerste Zeit für Obdachlose. In Nachtcafés finden sie Schutz vor Kälte, aber auch menschliche Wärme - eine Reportage aus Dresden.

Dresden. »Ich komme zurecht, wir alle kommen zurecht«, sagt Andreas. Der 64 Jahre alte Obdachlose sitzt an einem Tisch im Nachtcafé des Evangelischen Gemeindehauses Dresden-Laubegast, etwas abseits von den anderen. Grünen Tee trinkt er am liebsten, außerdem mag er Dinkel-Produkte. Der Mann mit dem wachen Blick und dem blauen Kapuzenpullover lebt asketisch. Gern läuft er barfuß - selbst im Winter. Andreas schwört auf Hildegard von Bingen, schon seit 1985 ernährt er sich nach ihren Maßgaben. »Ich faste jeden Tag«, sagt er etwas schelmisch. Denn im Nachtcafé wird natürlich das gegessen, was auf den Tisch kommt.

An diesem Abend ist es Erbsensuppe. Die hat ein regionaler Energieversorger gesponsert. Außerdem haben die Frauen der Gemeinde Nudeln und Hühnerfrikassee gekocht, ein Obstsalat rundet das Menü ab. Selbst frisch gepresster Orangensaft ist im Angebot. Für obdachlose Menschen keine Alltäglichkeit. »Das Schönste ist, dass es s...


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