Ohne Rücksicht auf Verluste

Schwere Vorwürfe an Syriens Kriegsparteien

  • Marc Engelhardt, Genf
  • Lesedauer: 2 Min.

Weder Regierungstruppen noch Rebellen nehmen in Syrien Rücksicht auf die Zivilbevölkerung, warnen UN-Beobachter. Auch deshalb rufen 63 Staaten auf Initiative der Schweiz den UN-Sicherheitsrat auf, den Internationalen Strafgerichtshof einzuschalten. Es ist nicht das erste Mal, dass Paulo Pinheiro vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf eine Zwischenbilanz über die Krise in Syrien zieht. Doch jedes Mal, wenn der Vorsitzende der unabhängigen Untersuchungskommission einen neuen Bericht vorstellt, ist die Lage noch schlimmer als zuvor.

»Die destabilisierenden Folgen des Konflikts sind inzwischen in der ganzen Region zu spüren«, warnt der brasilianische Diplomat. In Syrien selbst gingen beide Seiten ohne Rücksicht auf Verluste vor: »Die Regierungsarmee ist für willkürliche und wahllose Angriffe auf Zivilisten verantwortlich«, so Pinheiro. »Bei den Rebellen gibt es Anzeichen dafür, dass sie mehr Rücksicht nehmen, aber auch sie verzichten auf nötige Vorsicht, etwa wenn sie Bomben in Gegenden legen, in denen mit vielen zivilen Opfern gerechnet werden muss.«

Dem Bericht der Kommission zufolge missbrauchen Armee und Rebellen selbst medizinische Einrichtungen für ihre Zwecke. So würden Ärzte gezielt angegriffen und Hospitäler bombardiert, um dem Gegner medizinische Hilfe zu versagen und ihn so zu schwächen. In den wenigen Einrichtungen, die noch stehen, werde jenen die Behandlung verweigert, die der Unterstützung der Gegenseite verdächtigt würden.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.