Kein Baum fällt für die Autobahn

Senatsverwaltung und Bezirksamt wissen nichts von Markierungen an Bäumen

  • Stephan Fischer
  • Lesedauer: 2 Min.

Dienstagmorgen, Grenzallee/Ecke Neuköllner Allee. Eine vielbefahrene Kreuzung in einem Gewerbegebiet, die Autobahnauffahrt ist nicht weit. Kein Ort zum Verweilen, nicht im Frühling, schon gar nicht bei Temperaturen weit unter null Grad und eisigem Wind. An dieser Ecke bleibt nur stehen, wen die Ampel dazu zwingt.

Oder diejenigen, die ein Anliegen haben. Die Verhinderung von Baumfällungen ist so eines, was am frühen Morgen mehr als 30 Demonstrantinnen und Demonstranten an diese Kreuzung kommen lässt. Seit einiger Zeit sind Straßenbäume mit einem deutlich sichtbaren gelben Kreuz markiert, sie sollen wahrscheinlich für den Neubau der A 100 oder die dazugehörige Baustelle gefällt werden. Nur wenige Meter daneben befindet sich, auf einem Privatgrundstück und vom Eigentümer geduldet, jene Pappel, die Aktivisten seit Januar besetzt halten. Mit der Baumbesetzung wollen sie die Fällung des Baumes und den Weiterbau der A 100 verhindern.

Laut Planfeststellungsbeschluss für den neu zu bauenden Abschnitt der A 100 zwischen Grenzallee und Elsenbrücke erfolgt die »Beseitigung von Bäumen und anderer Vegetation (...) nur während des Zeitraumes Anfang September bis Ende Februar und damit außerhalb der Vogelschutzperiode«. Ab März also erst einmal keine Fällungen? Die Aktivisten bleiben skeptisch, berichten vom Versuch einer Firma, noch Anfang März auf ein Privatgrundstück zu gelangen und dort einen Baum zu fällen. Erst die herbeigerufene Polizei stoppt diesen in den Augen des »Aktionsbündnis A 100 stoppen!« illegalen Versuch.

Für den gestrigen Dienstag erwartet das Aktionsbündnis einen weiteren Versuch der Fällung, ein Indiz dafür sei ein ganztägig eingerichtetes Halteverbot am Straßenrand direkt vor den markierten Bäumen. Doch außer der mittlerweile aufgegangenen Sonne und eingetroffenen Polizisten lässt sich niemand blicken, der Bäume fällen möchte. Der Kälte wird mit Protestliedern und gemeinsamen »Hopp, hopp, hopp - A 100 Stopp«-Rufen getrotzt. Wenig später bestätigt sich: Baumfällungen finden hier und an diesem Tag nicht statt, eine Anfrage des Aktionsbündnisses beim Projektleiter des A 100-Ausbaus ergibt, dass von seiner Verwaltung derzeit keine Fällungen geplant seien. Über die Markierungen und Halteverbotsschilder wisse er nichts.

Auch beim Bezirksamt weiß man davon nichts, wie eine kleine Anfrage von Marlies Fuhrmann (Mitglied des Bezirksvorstands der LINKEN in Neukölln) ergibt. In der Antwort heißt es: »Das Bezirksamt kann (...) nicht nachvollziehen, wann und auch wer die Bäume markiert hat und muss daher von Vandalismus ausgehen.«

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