Sommer. Wie oft noch?
Christa Wolf: »Ein Tag im Jahr im neuen Jahrhundert. 2001 bis 2011«
Jedes Tagebuch lockt seinen Leser: Versetz dich doch mal in deine Lage; beweis schreibend, dass nichts zu Ende geht, nur weil es vorbei ist. Ein Tagebuch bewahrt vor allem Unentschiedenheit. Die des Selbstbewusstseins. Schwankende Beständigkeit und beständiges Schwanken. Leben, sagt man.
Dieses Tagebuch von Christa Wolf ist ein Ereignis. Vor der Tür die Lärmgrundierung für das Schweigenwollen der Dichterin. Schweigenwollen, weil so vieles nur noch gegen sich spricht. Einzig die Familie, die Freunde sprechen für sich. Fürsprache, ein Miteinander. Und: Sprache wofür? Die Schriftstellerin, gefangen just in dieser Frage.
Im Jahre 2003 erschien »Ein Tag im Jahr. 1960 - 2000«, jene Notizensammlung, deren Anlass auf die sowjetische Zeitung »Iswestija« zurückgeht - die damals Autoren aus aller Welt gebeten hatte, ihren 27. September 1960 zu beschreiben. Christa Wolf protokollierte fortan weiter, nun ist der Nachfolgeband erschie...
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