Islamhasser im Schneeballhagel
In Hamburg demonstrierte »Pro Deutschland« gegen die Umwidmung einer Kirche in eine Moschee
Die knapp 20 Rechten - etwa zehn weitere warteten hinter einer Polizeikette - marschierten in Richtung der weiträumig abgesperrten Kapernaum-Kirche. Aber schon nach wenigen Metern stellte sich ihnen eine Menschenmenge entgegen: Rund 700 Antifas und Horner Bürger waren gekommen, um ein Zeichen »gegen rassistische Hetze« zu setzen, wie es in dem Aufruf des Hamburger Bündnisses gegen Rechts hieß. Bereitschaftspolizisten stürzten herbei und bilden einen Kokon um den Islamhasser-Pulk, der von den linken Gegendemonstranten mit einem Schneeballhagel eingedeckt wurde. Den Ordnungshütern blieb nichts anderes übrig, als den Rechten mit Hilfe der Reiterstaffel den Weg zur nächsten U-Bahn-Station zu bahnen. Dort bestiegen sie einen Polizeitransporter, wurden in Sicherheit gebracht - und schon war der Spuk vorbei.
Begonnen hatte ihn die Islamhasser- und Kulturkämpfer-Szene, weil die sunnitische Al-Nour-Gemeinde das seit Jahren leerstehende Gebäude der 2002 entwidmeten Horner Kapernaum-Kirche gekauft hat und darin eine Moschee einrichten will (»nd« berichtete).
Bereits am vergangenen Donnerstag war auf einer gut besuchten Stadtteilversammlung deutlich geworden: Eine große Mehrheit der Bürger will mit den neuen muslimischen Nachbarn nicht nur eine friedliche Koexistenz pflegen. »Wir heißen das islamische Zentrum und seine Besucher willkommen«, sagte Pastor Burkhard Kiersch von der Horner Kirchengemeinde. Karin Wienberg, Sprecherin des Stadtteilvereins, rief zur »Solidarität« auf und mobilisierte zusammen mit vielen anderen Hornern für die antifaschistische Gegenkundgebung.
Dort warnten die Redner vor der Verbreitung fremdenfeindlichen und faschistischen Gedankenguts in der bürgerlichen Mitte. Cornelia Kerth vom Hamburger Landesvorstand der VVN-BdA erinnerte an die Angriffe gegen Synagogen in den 1930er-Jahren und skandalisierte, dass Islamhasser wie Thilo Sarrazin heute ihre Hetze in den Talkshows verbreiten dürfen.
Der Initiator der islamophoben Hetzkampagne gegen die neue Moschee, Stephan Buschendorff, Mitglied von »Pro Deutschland« und der rechtsradikalen German Defence League, verzichtete indes mangels Teilnehmer darauf, die Kundgebung »gegen den Verfall abendländischer Kultur« an einem anderen Ort fortzusetzen. Einige der wenigen Sympathisanten, die seinem Aufruf gefolgt waren, trugen Fahnen der sogenannten Identitären Bewegung. Der 2012 gegründete deutsche Ableger der französischen Génération identitai ist ein Sammelbecken für Kulturrassisten und Ex-Nazis. Seine Anhänger vertreten ähnliche politische Ansichten wie der Massenmörder Anders Behring Breivik. Im Vorfeld der rechten Proteste hatten Unterstützer auf Buschendorffs Facebookseite - sie war bereits gestern aus dem Netz verschwunden - eine »Endlösung« gefordert für das Problem der »schleichenden Islamisierung Europas«, die die Identitäre Bewegung ausgemacht haben will. Dennoch stuft der Verfassungsschutz sie als harmlos ein.
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