Das Sozialforum wird zur Routineveranstaltung
Protestforscher Dieter Rucht erklärt, warum die Bewegung in Europa auf dem absteigenden Ast ist
Trotz der Finanzkrise feiern die Sozialforen in Europa keine Erfolge mehr, meint Dieter Rucht, Soziologieprofessor an der Freien Universität zu Berlin. Der Experte für soziale Bewegungen und Protestforschung verweist auf die Schwierigkeit, die unterschiedlichen Akteure zu vernetzen. Mit dem Mitglied im wissenschaftlichen Beirat von Attac sprach für »nd« Susanne Götze.
nd: In Europa ist es seit einigen Jahren still um die Sozialforen geworden - ist die Idee hier tot?
Rucht: Die Sozialforumsbewegung ist in Europa auf dem absteigenden Ast. Die Teilnehmerzahlen haben bei den letzten Foren rapide abgenommen, wobei in Metropolen wie Paris und London ganz andere Möglichkeiten bestanden, ein breites Publikum anzuziehen. Bei den letzten Foren in Athen, Malmö und Istanbul war das schwieriger. Darüber hinaus gibt es jedoch ein grundsätzliches Problem der Sozialforen: Sie sind ein Marktplatz von Ideen, aber leider ohne nachhaltige Wirkung.
Außer ein paar Kontakten mehr fahren die Teilnehmer also oft unbefriedigt wieder nach Hause?
Der reine Erfahrungsaustausch stellt nur einen Teil der Forumsteilnehmer zufrieden. Viele wollen jedoch konkrete Aktionen planen oder zumindest klare Leitlinien für einen gemeinsamen Kampf haben. Und genau das passiert auf Sozialforen eben nicht und kann auch kaum geleist...
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