Revolution mit Weihrauch
Sozialismus und Religion gelten heute in Lateinamerika vielerorts nicht mehr als unvereinbar
Zu den den vielen Wortspenden anlässlich des Papst-Hypes zur Monatsmitte hat Nicolás Maduro, Übergangspräsident von Venezuela, zweifellos eine der skurrilsten beigetragen. Der wenige Tage zuvor vom Krebs dahingeraffte Hugo Chávez, habe - so gab sich Maduro ohne erkennbares Augenzwinkern überzeugt - vom Jenseits aus das Konklave zur Wahl eines Lateinamerikaners beeinflusst: »Wir wissen, dass unser verstorbener Kommandant in den Himmel aufgestiegen ist und jetzt Jesus gegenübersteht.«
Hugo Chávez, der den Sozialismus des 21. Jahrhunderts predigte, hatte dem katholischen Glauben nie abgeschworen. Aber erst, als nach der Krebsdiagnose das baldige Ende seines irdischen Daseins absehbar war, ließ er sich in der Öffentlichkeit häufiger mit Anrufungen des Heilands vernehmen. So überraschte er vergangenes Jahr bei der Ostermesse in der Rolle des reuigen Sünders: »Gib mir deine Krone, Jesus! Gib mir dein Kreuz, deine Dornen, auf dass ic...
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