Noch den Nachbarn überzeugen

Kornelia Wehlan hofft, bei Landratswahl in Teltow-Fläming das Quorum zu schaffen

  • Lesedauer: 3 Min.

nd: Am Sonntag gehen Sie in Teltow-Fläming für die LINKE in die Landratsstichwahl. Was wird dabei schwieriger sein - Ihren unter Korruptionsvorwurf stehenden Mitbewerber Frank Gerhard (SPD) zu überflügeln oder das Quorum von 20 691 Stimmen zu schaffen?
Wehlan: Am 24. März standen fünf Bewerber zur Wahl. An diesem Tag haben über 40 000 Wählerinnen und Wähler im Landkreis Teltow-Fläming ihr Wahlrecht wahrgenommen. Fast 37 Prozent haben mir ihr Vertrauen gegeben mit zwölf Prozent Abstand zu Frank Gerhard. Das ist ein gutes Ergebnis, auf das ich bei der Stichwahl aufbauen kann. Jetzt gilt es, meine Wähler noch einmal zu mobilisieren, und wenn jeder zweite noch jemanden mitbringt, ist das Bürgerquorum geschafft. Ich hoffe, es entscheiden sich auch noch Bürger für mich, die beim ersten Wahlgang einem anderen Kandidaten ihre Stimme gegeben haben.

Selten gelang es bisher in Brandenburg, bei Landratsdirektwahlen das Quorum von 15 Prozent aller Wähler zu schaffen. Die Wahlbeteiligung ist oft zu gering, weshalb dann anschließend doch wieder Kungelrunden im Kreistag den neuen Landrat wählen. Wie erklären Sie sich das?
Ich kämpfe dafür, dass die Bürger selbst entscheiden, also zur Stichwahl gehen. 30 Prozent Wahlbeteiligung, wie am 24. März, reichen aus - das Bürgerquorum muss »nur« stimmen.

Vielleicht interessieren sich wenige Menschen dafür, wer Landrat wird, weil sie gar nicht wissen, was Landrat und Kreisverwaltung alles entscheiden. Erklären Sie doch einmal, was das ist?
Das sind die Ausstattung kreiseigener Schulen, die Förderung von Jugendclubs, Familie und Kinder, Mobilität, Gesundheit und Wirtschaftsförderung. Die Landrätin ist quasi die Chefin des Landkreises. Sie sorgt gemeinsam mit den Verwaltungsangestellten dafür, dass alle wichtigen Aufgaben im Kreis erledigt werden.

Die Grünen haben dazu aufgerufen, Kornelia Wehlan zu wählen, weil Sie integer und politisch erfahren sind - obwohl Sie angeblich keine klaren Vorstellungen zu den notwendigen Veränderungen an der Verwaltungsspitze erkennen lassen. Welche Vorstellungen haben Sie denn?
Umstrukturierungen stehen für mich am Ende eines Prozesses und nicht am Anfang. Neue Strukturen müssen im Dialog mit Amtsleitungen und Personalvertretungen erörtert und entwickelt werden. Ziel muss es sein, Synergien zu befördern, Schnittstellen zu reduzieren, Leitung und Controlling effektiv gestalten zu können.

Wie wollen Sie Teltow-Fläming aus der Haushaltsmisere führen?
Es gehört jede Aufgabe auf den Prüfstand. Maßstab ist, wo wir etwas ohne Schaden verschieben oder auch anders organisieren können. Schattenhaushalte der Kreisgesellschaften gibt es mit mir nicht. Die Gesellschaften müssen über Zielvereinbarungen an einer höheren Kostendeckung interessiert werden. Ich werde den Haushalt mit sozialem Augenmaß konsolidieren, um so die Handlungsspielräume des Landkreises, gerade auch für die sogenannten freiwilligen Aufgaben wie Kinder, Jugend, Kultur und Sport zu sichern. In die grundlegenden Entscheidungen müssen möglichst viele eingebunden sein und diese mittragen. Das verlangt Geduld, aber vor allem Offenheit für Ideen.

Fragen: Andreas Fritsche

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