Die Helden von gestern, heute und morgen

Jewgeni Schwarz' »Der Drache« am Staatsschauspiel Dresden

  • Gunnar Decker
  • Lesedauer: ca. 5.5 Min.

Dieser Drache ist ein kundiges Monster. Was heißt, er ist nicht von gestern. Sonst wüsste er schließlich nicht, wie man freie Menschen in Untertanen verwandelt: »Hackst du den Körper in zwei Hälften, verreckt der Mensch. Zerhackst du ihm dagegen die Seele, passiert gar nichts. Er wird gefügig. Armlose Seelen, Seelen ohne Beine, taubstumme Seelen, Kettenhundseelen, Spitzelseelen, verdammte Seelen. Durchlöcherte Seelen, käufliche Seelen, gebranntmarkte Seelen, tote Seelen.«

Als Jewgeni Schwarz 1943 das moderne Märchen vom Drachen als absoluten Herrscher erzählte, wusste er, was er tat. Der paranoide Zauberer, der zugleich ein nackter Kaiser ist, war das denn bloß der Kriegsgegner Hitler? Nach zwei Generalproben in Moskau wurde der »Drache« verboten; Manchmal bemerken sogar Zensoren die Aktualität eines Märchens. Heute ist man verblüfft, mit welch sicherem Gespür für Machtfragen Schwarz seine fabelhaften Geschichten für die Bühne...


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