Gefahr erkannt
Aktivitäten der Zivilgesellschaft
Wo Mitglieder von Chrysi Avgi (Goldene Morgendämmerung) auftauchen, müssen sie in der Regel mit Gegenprotest rechnen. So auch jüngst in einem Krankenhaus, das sie auf »illegale ausländische Krankenschwestern« überprüfen wollten. Das Personal wies die Neofaschisten ab, eine Gruppe anwesender Roma bedrängte sie tatkräftig. Auch bei den zahlreichen Streiks gegen die Kürzungspolitik der griechischen Regierung und der internationalen Gläubiger kann sich die Partei organisiert zumindest nicht blicken lassen. Im Herbst etwa wurden Abgeordnete der Goldenen Morgendämmerung mit Buhrufen empfangen, als sie ihre Solidarität mit gegen die Kürzung des Kindergeldes demonstrierenden Eltern bekunden wollten.
In mehreren Stadtteilen haben sich darüber hinaus antifaschistische Bündnisse gebildet, in denen Einzelpersonen, Organisationen der Zivilgesellschaft und Gewerkschaften zusammenarbeiten. Unterstützt werden sie von der außerparlamentarischen Linken, die schon seit Jahren Flüchtlingsarbeit leistet. Die Bündnisse organisieren Demonstrationen, führen Veranstaltungen durch und übernehmen im Bedarfsfall auch den Schutz migrantischer Strukturen im eigenen Stadtteil, beispielsweise zu historisch aufgeladenen Daten, an denen Aktionen von Faschisten zu erwarten sind.
Bedrohliche Dämmerung: Auftrieb für Neofaschismus in der Wiege der Demokratie
Die Parteiführung der Goldenen Morgendämmerung gibt sich in der Öffentlichkeit eine weiße Weste. Mit rassistischen Parolen heizt sie gleichzeitig gewalttätige Übergriffe auf Migranten und andere an. Mehr
Deutsch-griechische Nazifreundschaft: Vor allem das militante »Freie Netz Süd« hat gute Kontakte
Bereits seit längerer Zeit unterhalten Neonazis aus Deutschland Kontakte zur Goldenen Morgendämmerung. Die hiesige Szene zeigt sich fasziniert von den faschistischen Entwicklungen in Griechenland. Mehr
Allerdings waren es die griechischen Anarchisten, die als erste die von den Faschisten ausgehende Gefahr erkannt haben. Anarchisten sind auch weitgehend die einzigen, die sich den brutalen Banden militant entgegenstellen. Aufmerksamkeit erregte der Angriff nicht nur der Faschisten, sondern auch der griechischen Polizei auf eine antifaschistische Patrouille im letzten Oktober. Dabei wurden 15 Antifaschisten von der Polizei festgenommen und misshandelt.
Es mangelt jedoch an einer Stelle, die systematisch Informationen über die Partei sammelt und die Angriffe dokumentiert. Richtungsweisend in dieser Hinsicht könnte das im vergangenen Oktober erschienene »Schwarzbuch Chrysi Avgi« des Journalisten Dimitris Psarras sein. Darin wird der Werdegang der Partei unter Bezugnahme auf Praxis und parteieigene Publikationen analysiert.
Unterstützung im antifaschistischen Kampf bekamen die Griechen unlängst auch aus Deutschland. In Zusammenarbeit mit dem Griechischen Filmarchiv und der Athener Universität startete die Rosa Luxemburg Stiftung im April eine Reihe von Filmvorführungen unter dem Titel »Blick auf den Faschismus«.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.