- Brandenburg
- Brandenburg
1500 Exponate in der alten SS-Kommandantur
Veranstaltungen zur Befreiung der KZ Ravensbrück und Sachsenhausen vor 68 Jahren
Der Jahrestag der Befreiung des KZ Ravensbrück wird am Sonntag gefeiert mit einer großen neuen Ausstellung zur Geschichte des faschistischen Lagers. Auf zwei Geschossen werden in der ehemaligen Kommandantur mehr als 1500 Exponate zu sehen sein. Überlebende haben etliche persönliche Erinnerungsstücke zur Verfügung gestellt, etwa einen selbst gebastelten Lippenstift.
Rote Lippen oder Wangen konnten Leben retten, weil die Frau, die sich heimlich schminkte, von den SS-Ärzten dann vielleicht als gesund und arbeitsfähig eingestuft wurde. Kranken drohte die schnelle Ermordung.
Drei Jahre währte die Vorbereitung der Ausstellung, die auf 900 Quadratmetern gezeigt wird und künftig das museale Zentrum der Gedenkstätte bilden soll. Zur Eröffnung am Sonntag um 11 Uhr spricht Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). Erwartet wird auch Umweltministerin Anita Tack (LINKE). Sie möchte bereits um 9.30 Uhr dabei sein, wenn die Lagergemeinschaft Ravensbrück am Sowjetischen Ehrenmal im Park am Bahnhof Fürstenberg/Havel Kränze niederlegt. Die zentrale Gedenkveranstaltung findet um 13.30 Uhr an der Mauer der Nationen statt.
Hinderlich sind die Verzögerungen bei den Bauarbeiten an der Strecke Berlin-Rostock. Der Bahnhof Fürstenberg/Havel ist deshalb weiterhin nicht mit Zügen zu erreichen, sondern bis mindestens Juni nur mit dem Schienenersatzverkehr.
Die Feierlichkeiten zum Jahrestag der Befreiung beginnen bereits am Sonnabend. Es gibt eine Führung (10 Uhr, Treffpunkt: Besucherzentrum), und es werden zwei Ausstellungen eröffnet. Die eine Ausstellung, »Die Rosen von Ravensbrück«, behandelt die Geschichte des Gedenkens in Ravensbrück (11 Uhr, Foyer in den Garagen), die andere Ausstellung ist der französischen Widerstandskämpferin Germaine Tillion gewidmet (14.30 Uhr, Kleines Foyer in den Garagen). Außerdem wird eine neue Internetseite über Österreicherinnen im KZ Ravensbrück vorgestellt (16 Uhr, Seminarhaus).
Auch in der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen wird am Sonntag um 14 Uhr an die Befreiung des Lagers vor 68 Jahren erinnert. Dort sprechen Finanzminister Helmuth Markov (LINKE) und als Zeitzeuge der slowakische Jude Alexander Fried, der 1944 ins KZ Sachsenhausen verschleppt wurde. Bereits um 11 Uhr wird der Streifen »Sonderaktion Prag« gezeigt. Der Dokumentarfilm berichtet über die Deportation von mehr als 1000 tschechischen Studenten, die sich den deutschen Besatzern widersetzt hatten und im November 1939 nach Sachsenhausen deportiert wurden. Die Überlebenden Karel Hýbek, Vojmir Srdecný und Jan Šabršula, die bei dem Film mitwirkten, werden anwesend sein.
Die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück befindet sich an der Straße der Nationen in Fürstenberg/Havel. Die Ausstellungen dort sind dienstags bis sonntags von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Die Gedenkstätte Sachsenhausen liegt an der Straße der Nationen 22 in Oranienburg und ist täglich von 8.30 bis 18 Uhr geöffnet, wobei Museen, Archiv und Bibliothek montags nicht zugänglich sind.
● Von 1939 bis 1945 wurden im KZ Ravensbrück 133 000 Häftlinge registriert. Zehntausende wurden ermordet. Am 30. April 1945 befreite die Rote Armee das weitgehend geräumte Lager, in dem die SS noch 2000 Menschen zurückgelassen hatte.
● Im KZ Sachenhausen waren von 1936 bis 1945 insgesamt mehr als 200 000 Menschen inhaftiert. Zehntausende ließen dort ihr Leben. Am 22. April 1945 befreiten sowjetische und polnische Soldaten 3000 Kranke und ihre Pfleger. Die übrigen Häftlinge hatte die SS auf Todesmärsche getrieben. nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.