Wer zögert, verliert

Berliner Volleyballer gewinnen erstes Finalspiel um deutsche Meisterschaft

  • Oliver Händler
  • Lesedauer: 3 Min.
Zu einem sehr erfolgreichen Berliner Sportwochenende wollten auch die BR Volleys ihren Teil beitragen. So besiegten sie im ersten Finalspiel um die deutsche Volleyballmeisterschaft den Serienmeister VfB Friedrichshafen mit 3:1.

7683 Zuschauer hatten sich am Sonntagnachmittag in der Max-Schmeling-Halle versammelt. Üblicherweise nur eine Randnotiz, war die Zahl dieses Mal durchaus bemerkenswert: Einerseits schauen sich sehr selten so viele Menschen in Deutschland ein Volleyballspiel an - eigentlich nur bei großen Spielen in dieser Berliner Halle - und andererseits hatten Sportfans in der Hauptstadt an diesem Tag die Qual der Wahl: bei schönem Wetter vor der Laube eine Bratwurst grillen, mit mehr als 50 000 Gleichgesinnten die Rückkehr von Hertha BSC in die Fußball-Bundesliga feiern, mit mehr als 14 000 Fans die Eishockeymeisterschaft der Eisbären oder eben Volleyball gucken und Klatschpappen schwingen. Wie gesagt, die Halle war voll. Und die Berlin Volleys wussten, wie sie sich zu bedanken hatten: Mit einem 3:1-Sieg im ersten Finalspiel um die deutsche Meisterschaft gegen den VfB Friedrichshafen.

Dabei hatte auf der Gegenseite ein Mann noch eine Rechnung offen mit den Berlinern: Nationalspieler Max Günthör hatte mit Haching die Finalserie 2012 niederschmetternd 2:3 gegen die Berliner verloren. Nun suchte er mit Friedrichshafen die Revanche und blockte gleich zweimal zur schnellen Gästeführung. Der liefen die Hausherren bis zum 19:19 lange hinterher. Besonders Günthör setzte mit viel risikoreicheren Angaben als im Vorjahr die Berliner unter Druck. Wer zögert, verliert, hatte er offenbar vor einem Jahr gelernt. Doch nur Berlin zog die Devise bis zum Ende durch und gewann so Satz eins mit 27:25.

Der VfB Friedrichshafen knickte aber keinesfalls ein, wie es manch andere Mannschaft nach einem so knapp verlorenen Satz getan hätte. Berlin glich erneut erst spät mit dem Punkt des Tages zum 19:19 aus. Beide Teams jubelten mehrfach verfrüht, doch großartige Feldabwehr auf beiden Seiten verlängerte den Ballwechsel immer wieder. Letztlich hatte Berlins Robert Kromm ein Einsehen und beendete die Hatz. Einzig Scott Touzinsky leistete sich einige Schwächephasen auf Seiten der Volleys. Ausgerechnet beim Satzball für den Gegner fand der Olympiasieger von 2008 keinen Weg an Günthörs Block vorbei - 23:25.

Kawika Shoji nickte seinem Trainer mit heraushängender Zunge zu. »Ganz schön anstrengend«, sollte das wohl heißen. Mark Lebedew zuckte nur mit den Achseln. Diese Antwort an den Berliner Zuspieler war wohl so zu übersetzen: »Was hast du denn erwartet? Im Playoff-Finale bekommst du nichts geschenkt.«

Dass sich auch in der Folge kein Team je sicher fühlen durfte, zeigte der Beginn von Satz drei. 5:2 lag Berlin schnell vorn, Friedrichshafens Trainer Stelian Moculescu nahm eine frühe Auszeit. Danach ging der VfB angetrieben von Valentin Bratoevs Sprungangaben mit 9:6 in Führung. Dann drehten die Berliner das zwischenzeitliche 13:18 ihrerseits mit sechs Punkten in Folge - im Spitzenvolleyball eine Seltenheit. Natürlich wehrten die Volleys auch noch einen Satzball ab, bevor sie Durchgang drei mit 26:24 für sich entschieden. Wieder so ein knapper, so ein spannender Satz - würdiger hätte diese Finalserie nicht beginnen können.

Die Gegenwehr der Männer vom Bodensee war gebrochen. Jeder umkämpfte Ballwechsel in Satz vier ging nun an die Volleys. 25:15 gewannen sie letztlich doch mal eindeutig. 7683 Zuschauer fanden’s jut.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.