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Züge verspäten sich durch ein Nadelöhr
SPD und Verkehrsverbund wünschen zweigleisigen Ausbau der Strecke Lübbenau-Cottbus
Der langwierige Ausbau der Bahnstrecke Berlin-Cottbus hat sich eigentlich gelohnt. Seit Dezember 2011 dürfen Züge dort mit Tempo 160 fahren. Dadurch dauert eine Reise von Berlin-Hauptbahnhof nach Cottbus-Hauptbahnhof nicht einmal mehr anderthalb Stunden. Fahrgäste können dadurch 20 Minuten schneller am Ziel sein als früher. Rund 140 Millionen Euro hat die Deutsche Bahn AG dafür investiert.
Doch die Sache hat einen Haken. Der Abschnitt von Lübbenau nach Cottbus ist nur eingleisig. Wenn ein Zug in die eine Richtung Verspätung hat, verstopft er die Strecke. Die Folge davon: auch der Zug in die Gegenrichtung verspätet sich. Der Zeitverlust summiert sich schnell auf mehr als 20 Minuten. Wer die Verbindung Berlin-Cottbus öfter benutzt, muss dass schmerzlich erfahren. Nach Recherchen des Senders rbb kommt es bei etwa 40 Prozent der Züge zu Verspätungen. Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg verlangt deswegen, die Strecke durchgehend zweigleisig auszubauen. Das Nadelöhr müsse angesichts steigender Fahrgastzahlen beseitigt werden, heißt es.
Für den Bau eines zweiten Gleises müsste die Strecke aber wieder komplett gesperrt werden, berichtete der rbb. Denn sämtliche Signale und Oberleistungsmasten seien auf der Trasse gebaut, auf der früher das zweite Gleis verlief.
Auch die Landtagsabgeordnete Kerstin Kircheis (SPD) setzt sich für ein zweites Gleis ein. Sie fordert den Bund und die Deutsche Bahn auf, die Mittel dafür zügig bereitzustellen. Der Ausbau sei notwendig, betonte sie. Wegen des Nadelöhrs sei die Strecke Berlin-Cottbus mittlerweile zur Verbindung mit der geringsten Pünktlichkeit in ganz Brandenburg geworden. An manchen Tagen könne der gesamte Streckenfahrplan deshalb nicht eingehalten werden.
Viele Pendler sind auf eine zuverlässige Verbindung angewiesen, um pünktlich auf der Arbeit oder in der Universität zu sein, weiß Kircheis. Zudem sei Cottbus ein Umsteigebahnhof. »Die Anschlüsse etwa nach Görlitz, Forst oder Spremberg können jedoch häufig nicht gewährleistet werden.« Nach Ansicht von Kircheis wäre es sinnvoll gewesen, das Nadelöhr gleich beim Ausbau der Strecke in den Jahren 2008 bis 2011 zu beseitigen. Was nütze die geringere Fahrzeit, »wenn sie nur im Fahrplan steht, aber nicht gefahren wird, und man in Cottbus ein oder zwei Stunden auf den Anschluss warten muss?« fragt die Abgeordnete.
Zur vorübergehenden Entschärfung des Problems schlägt sie vor, eine zusätzliche Kreuzungsmöglichkeit etwa in Kolkwitz zu prüfen. Dort könnten sich die Züge dann begegnen, wenn einer davon zu spät dran ist. »Dann wäre wenigstens der Zug nach Berlin pünktlich, wenn der Zug aus Berlin wieder zu spät kommt.« Die Strecke sei Teil der internationalen Fernverbindung Berlin-Wroclaw-Krakau und soll auch der Anbindung des neuen Hauptstadtflughafens in Schönefeld dienen. »Vielleicht lassen sich dafür auch EU-Fördermittel einsetzen«, meint Kircheis. »Es sollte zumindest geprüft werden.«
Nach einer alten Schätzung hätte ein zweites Gleis 20 Millionen Euro gekostet. Angesichts der durch Signale und Masten verstellten Trasse wäre der Preis heute sicherlich höher. Eine belastbare Rechnung gibt es nicht.
Die Deutsche Bahn winkt ab. Da derzeit einfach zu wenig Züge auf dieser Strecke fahren, sei der Bedarf für ein zweites Gleis einfach nicht gegeben, erläuterte ein Sprecher. Früher sei ein zweites Gleis einmal im Bundesverkehrswegeplan gewesen, bestätigte er. Dort stehe es aber inzwischen nicht mehr drin. Es würde angesichts dessen wohl in den nächsten 20 Jahren keinesfalls zum Ausbau kommen. Niemand würde einen Cent dafür ausgeben, nur weil es zu Verspätungen kommt, sagte der Sprecher. Damit Züge sich nicht gegenseitig blockieren, müssten im Fahrplan Zeitpuffer eingearbeitet werden, erklärte er. Dies habe man dem Verkehrsverbund signalisiert.
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