Weniger Arbeit für ältere Lehrer

Senat will Pädagogenberuf attraktiver machen / GEW kritisiert versteckte Mehrbelastung

  • Nissrine Messaoudi
  • Lesedauer: 3 Min.

Ein Tag vor dem angedrohten Lehrerstreik durch die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) stellten Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) und Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos für SPD) am Montag Maßnahmen vor, die den Lehrerberuf attraktiver machen sollen. Neben weniger Stunden für ältere Pädagogen und sicheren Zuschlägen für Einsteiger sieht die neue Regelung aber auch zusätzliche Arbeitstage in den Sommerferien vor. Die Lehrergewerkschaft GEW bewertete den Vorstoß am Montag daher als »Schlag ins Gesicht« der Lehrer. Weil ihre zentralen Forderungen nicht adressiert wurden, bleibe die Streikbereitschaft ungebrochen.

Nach den Plänen der Senatsverwaltungen sollen Lehrer ab 58 Jahren eine Stunde weniger arbeiten. Ab dem 61. Lebensjahr müssen die Lehrkräfte dann zwei Stunden weniger unterrichten. Damit kehrt Berlin zur bundeseinheitlichen Regelung zurück, die ab August 2014 in Kraft tritt. Lehrerinnen und Lehrer haben einen Beruf, der sie täglich vor Herausforderungen stelle und ihnen eine hohe Verantwortung gegenüber den Schülerinnen und Schülern abverlange, sagte Scheeres. »Mir war es daher besonders wichtig, allen älteren Lehrkräften eine Reduzierung ihrer Arbeitszeit zu gewähren.«

Die GEW begrüßte die Entlastung der älteren Pädagogen, wies jedoch auf den Wegfall der Arbeitszeitkonten hin, in denen zusätzlich geleistete Stunden vermerkt wurden. Wenigstens sicherte der Senat zu, die bisher angesammelten Stunden kompensieren zu wollen. Die Mehrarbeit könnten sich die Lehrer entweder auszahlen lassen, früher in Rente gehen oder ab dem 58. Lebensjahr bis zu zwei Tage in der Woche frei nehmen. »Das macht den Schulalltag nur unnötig komplizierter und die Kollegen müssen wieder vertreten werden«, kritisierte GEW-Sprecher Tom Erdmann gegenüber »nd«.

»Attraktiver« soll der Beruf jedoch nicht nur für die älteren Kollegen werden, sondern auch Berufsanfänger sollen künftig von den Maßnahmen profitieren. In den »Mangelfächern« wie Mathematik oder Physik können Einsteiger bei vollem Gehalt direkt an Schulen eingestellt werden, ohne vorher das Referendariat zu machen. Dies werde dann berufsbegleitend absolviert. Eine Maßnahme, mit der der Senat dem Lehrermangel entgegenwirken will.

Finanzsenator Nußbaum wies auf die finanziellen Vorzüge des Berufs hin, die der Senat immer wieder mit »Zusatzanreizen« versehe. Vor allem mit der Einstellung der Lehrkräfte auf der höchsten Erfahrungsstufe könnten Berufseinsteiger bis zu 4700 Euro monatlich verdienen. »Das ist weit mehr als andere Akademiker zu Beginn ihrer Karriere bekommen«, so Nußbaum. Das sei ein Zeichen der Anerkennung und mit Blick auf andere Bundesländer durchaus vertretbar. Die übertarifliche Regelung ist bis Ende 2017 verlängert worden und - nicht wie bisher - unwiderruflich.

Neu ist auch, dass alle Lehrer ab Sommer 2014 drei Tage statt bisher nur einen Tag vor Ende der großen Ferien in den Schulen präsent sein müssen. Davon sollen ein bis zwei Tage zur schulinternen Fortbildung genutzt werden, kündigte der Senat an. Die GEW reagierte empört auf die Ankündigungen. »Das ist mal wieder eine versteckte Arbeitszeiterhöhung«, monierte GEW-Sprecher Erdmann. Attraktiv sei das nicht gerade.

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