Solidarität hält warm

SODI-Aktionswoche für Kinder, die unter Folgen des Reaktorunglücks von Tschernobyl leiden

  • Anni Geisler
  • Lesedauer: 3 Min.

Die »Bad Saarow« gleitet über den idyllischen Scharmützelsee. Es ist der 26. April 2013. An Bord ist Dr. Alexej Nesterenko aus Minsk. Sein Leben, seine tägliche Arbeit sind geprägt durch die Erinnerung an einen anderen 26. April. Vor 27 Jahren zerbarst der Atommeiler im ukrainischen Tschernobyl, der Wind trug den Tod auch ins benachbarte Weißrussland.

Hier kämpft Nesterenko seither vor allem um das Leben der Kinder, deren Gesundheit noch immer vom Cäsium-137 bedroht ist. Als Direktor des unabhängigen Instituts für Strahlensicherheit »BELRAD« in Minsk forscht er mit seinen engagierten Mitarbeitern nach Möglichkeiten, die gefährlichen Radionuklide, die noch immer bei 80 bis 90 Prozent der Heranwachsenden festgestellt werden, möglichst schnell aus den jungen Körpern auszuschwemmen. Als ein sehr wirksames Mittel dafür beweist sich seit Jahren das Präparat »Vitapekt«, ein Gemisch aus Apfelpektin, Vitaminen und Spurenelementen.

Damit immer mehr von diesen Pektinkuren Kindern verabreicht werden können, braucht das Institut Unterstützung. Jahr für Jahr helfen ostbrandenburgische Gruppen des Solidaritätsdienstes international (SODI). Auf der »Bad Saarow« konnte Nesterenko eine Dankesrede auf die »heilige Sache der Solidarität« halten. 7800 Euro überreichte ihm Hagen Weinberg, Sprecher der SODI-Gruppen entlang der Oder.

Mit wie viel Energie Menschen von Prenzlau bis Eisenhüttenstadt das Geld aufgetrieben haben, das begeistert Nesterenko und seinen Stellvertreter Wladimir Babenko. Die Wissenschaftler hatten viele Gelegenheiten, ihren märkischen Mitstreiter im Kampf gegen die Folgen des Reaktorunglücks zu treffen. Denn sie besuchten die diesjährige SODI-Aktionswoche zum Gedenken an die Opfer von Tschernobyl und Fukushima. Es gab beispielsweise ein Gespräch im Oberstufenzentrum Prenzlau, ein Benefizkonzert der Musikschule Schwedt und eine Begegnung in Frankfurt (Oder), wo die Volkssolidarität beschlossen hat, für ein Dutzend weißrussische Kinder drei Jahre lang die Pektinkuren zu sichern.

Die Gesamtschule 3 in Eisenhüttenstadt sorgt schon lange dafür, dass eine Lebensmittelmessstation arbeiten kann, und sie stellt auch Mittel für Erholungsaufenthalte stark verstrahlter Kindern im Ausland zur Verfügung. Bereits seit 2005 wird dem Mädchen Nastja geholfen, das nach der Katastrophe von Tschernobyl mit einer Missbildung am Bein geboren wurde. Fast 22 000 Euro wurden bisher gespendet für Prothesen, eine Operation und Behandlungen in Frankfurt (Oder) sowie für die Kosten einer Schule, in der das aufgeweckte Mädchen Deutsch lernt. Gerade wieder wurden 500 Euro spendiert. Helfer wie der Arzt Hendrik Graßhoff oder Fachmann Enrico Scherfel, der Nastja ihre Prothese anpasst, erhielten bei der Fahrt auf dem Scharmützelsee, mit der die Aktionswoche endete, viel Beifall - auch vom Bundestagsabgeordneten Thomas Nord (LINKE).

»Solidarität hält warm«, steht auf der Tasse, die einige mit nach Hause nehmen konnten. Seit der Aktionswoche gibt es nun nicht mehr nur nur vier aktive SODI-Gruppen entlang der Oder, sondern fünf!

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