Schwermetalle im »schönen Wald«

Gefahren aus Indien und Bangladesch für die südasiatischen Mangrovensümpfe

  • Hilmar König
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Abfallprodukte der Kommunen und der Industriegebiete im westbengalischen Haldia und der Millionenmetropole Kolkata bedrohen das fragile Ökosystem der Sundarbans, der sich über indisches und bangladeschisches Territorium erstreckenden Mangrovenwälder.

Die Sundarbans (bengalisch: schöner Wald), deren südlicher Teil dem Gezeitenwechsel ausgesetzt ist, gelten als »Kinderkrippen« für Krabben, Garnelen und Fische. Die Mangrovenwälder bieten auch Lebensräume für andere Pflanzen, für geschützte Arten von Vögeln, Echsen und Schildkröten, Axishirsche und Wildschweine. In dem von Eilanden durchzogenen Gebiet hat zudem der vom Aussterben bedrohte Bengalische Königstiger (Panthera tigris tigris) eins seiner Habitate.

Gefahr für das einzigartige Naturgebiet geht jedoch nicht nur von Indien aus. In Bangladesch, im Distrikt Bagerhat, soll ein 1320-Megawatt-Kohlekraftwerk gebaut werden. Anfang April legte die Energiebehörde in Dhaka einen Bericht über das Projekt vor. Tawfiq Elahi Chowdhury, Energieberater der Premierministerin Sheikh Hasina Wajed, verteidigte das Vorhaben: Zum schnellen Ausbau der Stromversorgung sei die Kohle als Energiequelle ohne Alternative, behauptete er vor Umweltschützern. Diese wiesen den Bericht zurück, weil er die »gewaltigen negativen Auswirkungen auf die Umwelt« verschweigt. Unabhängig voneinander hatten zwei Expertenteams der Khulna University und der Mymensingh Agricultural University bereits zuvor auf die negativen Umweltwirkungen verwiesen.

Das Kohlekraftwerk werde das biologische Gleichgewicht der Sundarbans zerstören, brachte der Umweltaktivist Tahsin Ahmed die Ablehnung auf den Punkt. Sein Kollege Iqbal Habib forderte, das Vorhaben wegen seiner Nähe zu den Sundarbans aufzugeben. Dort leben immerhin auch etwa vier Millionen Menschen. Ahmed verwies darauf, dass beim Nachbarn Indien per Gesetz Kohlekraftwerke nur in einer Distanz von 25 Kilometern zu Siedlungen gebaut werden dürfen.

Das etwa 10 000 Quadratkilometer messende, größte zusammenhängende Mangrovengebiet der Welt gehört zum Weltnaturerbe. 2001 wurde sein indischer Teil von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt. Es breitet sich von den miteinander verbundenen Deltas der mächtigen Flüsse Ganges, Brahmaputra und Meghna bis an die Küsten des Golfs von Bengalen aus. Die auf sumpfigem Gebiet wachsenden Mangroven schützen mit ihrem Geflecht aus Stelzwurzeln die Ufer und das Hinterland vor Sturmschäden, Überflutungen und Erosion. Selbst die verheerende Wucht von Tsunamis vermögen sie zu dämpfen. Doch Umweltverschmutzung, Übervölkerung, Raubbau und illegales Abholzen sowie der steigende Meeresspiegel gefährden dieses Mangrovenökosystem.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.