Dialog mit Hindernissen
Warum Arzt und Patient bei der Visite so oft aneinander vorbeireden
In einer Klinik ist die Visite für viele Patienten die einzige Möglichkeit, mit ihren behandelnden Ärzten ins Gespräch zu kommen. Häufig verhindert jedoch die traditionelle Rollenverteilung im Medizinbetrieb, dass beide Seiten von diesem Dialog profitieren.
»Als der Chefarzt heute morgen mit seinen Assistenten und Wärtern auf der Visite war und mich untersuchte, diktierte er dem Stationsarzt etwas, das ich nicht verstand«, beklagte sich ein unbekannter Patient aus Damaskus schon im 13. Jahrhundert. Seitdem haben sich die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten zwar ungeheuer verbessert. Allein im Gespräch mit ihren Patienten geben sich manche Ärzte noch immer unnahbar oder streichen allzu sehr den Respekt einflößenden »Halbgott in Weiß« heraus. Zu den traditionellen Ritualen gehört auch, dass die zumeist vormittags stattfindende Visite häufig von mehreren Personen durchgeführt wird (Chefarzt, Stationsarzt, Studenten, Krankenpfleger etc.), deren Verhalten üblicherweise keinen Zweifel daran lässt, wer wo in der Hierarchie steht.
Ein solcher Aufmarsch wirkt, wie sich jeder leicht vorstellen kann, auf viele Patienten einschüchternd. Untersuchungen haben ergeben, dass bei ein...
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