Schnipsendes Billardvergnügen
CARROM: Tobias Krüger schaffte es mit Fingerspitzengefühl, Konzentration und viel Taktik zum nationalen Vizemeister
Normales Billard ist ob des schweren Tisches bekanntlich ortsgebunden. Die Inder haben das Spiel einst mobil gemacht. Diese Billardvariante heißt Carrom. Die Kugeln sind zu kleinen Scheiben im Format von Damesteinen mutiert, der Tisch hat sich in ein Brett von 74 x 74 Zentimetern verwandelt. Auf den Queue wird verzichtet, die Steine werden mit den Fingern geschnipst. Carrom ist Volkssport in Indien, Sri Lanka, Bangladesh und Pakistan. Eine wachsende Fanschar hat es auch hier zu Lande. Der 25-jährige Logistikstudent TOBIAS KRÜGER aus Herdecke in Nordrhein-Westfalen war 2012 deutscher Vizemeister.
nd: Sie spielen Billard ohne Queue. Ist das nicht etwas seltsam?
Krüger: An Carrom fasziniert mich die Mischung aus verschiedenen Herausforderungen. In erster Linie ist ja die Motorik wichtig, man braucht buchstäblich Fingerspitzengefühl. Weitere Faktoren sind Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer. Nicht zu vergessen das taktische Verständnis, um entscheidend zu punkten.
Taktisches Verständnis? Wir dachten, die Steine müssen bloß irgendwie in die Ecklöcher des Boards geschnipst werden.
Ab einem gewissen Level werden Partien nicht simpel durch Einlochen entschieden, sondern taktische Aktionen geben den Ausschlag. Anders als beim normalen Billard darf man nämlich auch die gegnerischen Steine anspielen und auf diese Weise deren Aufstellung so durcheinander bringen, dass sie sich gegenseitig behindern.
Wahrscheinlich ist Carrom auch gemütlicher als Billard. Die Spieler müssen sich nicht am Tisch verrenken, um einen Schuss...
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