Das Wunder der Berührung

Regisseur LUK PERCEVAL über Ängste, die leeren Hände der Kunst und Fische am Strand

LUK PERCEVAL ist einer der wesentlichen Theaterregisseure Europas. In seinen Inszenierungen ist der Mensch Gestalt in fortwährenden Überforderungslandschaften, darin der Schmerz der Jahrtausende erwacht und in denen keine Erwartung mehr gültig ausformuliert werden kann. Genial vor Jahren sein ganztägiger Shakespearezyklus »Schlachten!« Der Flame, 1957 geboren, wurde 1997 Leiter von Het Toneelhuis in Antwerpen, er inszenierte an Berlins Schaubühne, an Münchens Kammerspielen, ist jetzt Chefregisseur am Thalia Theater Hamburg.

nd: Luk Perceval, ganz einfache Frage: Warum Theater?
Perceval: Ich will den Menschen verstehen. Einfach nur: verstehen.

Was ist am Menschen so schwer zu verstehen?
Zum Beispiel, dass er bei seiner Suche nach Zusammenhang und Sinn fortwährend friedliche Zusammenhänge zerstört und in keinem Sinn seine Ruhe findet.

Theater kann für dieses Verständnis besondere Dienste tun?
Neurowissenschaftler fanden heraus: Jede Begegnung zwischen Menschen ist eine mimetische ...

Eine nachahmende Begegnung.
Ja. Millionen Nervenzellen imitieren, etwa bei einem Gespräch, unmerklich die Ausdrucksvielfalt des jeweils anderen. Bei einer Aufführung geschieht das auch im Publikum. Die Leute imitieren also, ohne es bewusst wahrzunehmen, genau das, was Schauspieler auf der Bühne ausdrücken. Dies ist das schöne Wunder der Berührung: Zuschauer begeben sich hinein in das, was da vorn geschieht - in die Suche nach besagtem Sinn, nach Ant...




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